Jaschke sprach in einem Bericht der «Lübecker Nachrichten» (Donnerstag) von billigstem Voyeurismus. «Ich protestiere gegen die Erniedrigung und den Missbrauch menschlicher Gefühle in dieser TV-Show. Hier verkommen Liebe und Sex zu pubertären machohaften Spielchen.» Das dürfe sich die Gesellschaft nicht bieten lassen. Mit Blick auf Minderjährige, die um diese Zeit zuschauten, grenze das geplante Format an «Kindesmissbrauch», so der Weihbischof. «Ich fordere eine massive Abstrafung durch die Aufsichtsgremien.»
Die Landesvorsitzende des Kinderschutzbundes, Irene Johns, nannte das Konzept menschenverachtend. «So viel Unverfrorenheit macht sprachlos.» Die Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck, Maria Jepsen, bezeichnete die Show als abstoßend. «Es ist peinlich, wenn Sender auf diese Weise versuchen wollen, die Einschaltquote zu steigern.»
Medienanstalt: Keine Handhabe?
Laut Zeitungsbericht sieht die verantwortliche Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) keine rechtliche Handhabe gegen die Ausstrahlung. «Wir können Pro7 nicht zwingen, uns die Sendung vorab zu zeigen. Das würde an Zensur grenzen», sagte Susanne Grams von der MABB. Allein der Sender könne aus eigenen Stücken die «Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen» um eine Beurteilung vor Ausstrahlung bitten. Erst nach der Sendung könnten Medienanstalten Bußgelder verhängen. Die MABB sei von dem neuen Sendekonzept überrascht und appelliere an Pro7, sich der Verantwortung bewusst zu sein, dass der Inhalt zu dieser Sendezeit für Kinder aller Altersgruppen unschädlich sein müsse, sagte Grams.
Die Sendung im «Scripted-Reality»-Format, in dem die Akteure nach Drehbuch handeln, soll vorerst eine Woche lang ab 16 Uhr gezeigt werden. Eine Sprecherin von Pro7 erklärte, der Sender werde sich selbstverständlich an die Jugendschutzkriterien halten.
Kirchen und Kinderschutzbund gegen geplante Sex-Doku-Soap
"Grenzt an Kindesmissbrauch"
Kirchen und Kinderschützer wollen die Ausstrahlung einer geplanten Sex-Doku-Soap im Pro7-Nachmittagsprogramm verhindern. Ab 18. Januar sollen in der Sendung "50 pro Semester" fünf Studierende gegeneinander mit dem Ziel antreten, schnellstmöglich 50 Frauen oder Männer ins Bett zu bekommen. Hamburgs Weihbischof Hans-Jochen Jaschke fordert "eine massive Abstrafung durch die Aufsichtsgremien."
Share on