In diesem Jahr haben Chor und Bildungsstätte ein Doppeljubiläum: Die Dresdner Kapellknaben und das sich auf ihre Schule zurückführende Sankt-Benno-Gymnasium feiern ihr 300-jähriges Bestehen. Mit einer Festwoche wird das Jubiläumsjahr ab Sonntag abgeschlossen.
Die Anfänge des Chores reichen zurück bis ins 16. Jahrhundert. In die Sächsische Hofkapelle berief Kurfürst Moritz von Sachsen 1548 auch neun Jungen. 150 Jahre später ließ der zum Katholizismus übergetretene August der Starke erneut Jungen seiner Konfession aus dem benachbarten Böhmen nach Dresden holen und zu "Hofkapellknaben" ausbilden. Jesuiten übernahmen die außermusikalische Erziehung. Die offizielle Geburtsstunde beider Einrichtungen fällt ins Jahr 1709.
Chor und Schule blieben eng verwoben. Die Kapellknaben stellten in den Folgejahren die meisten Schüler, wenngleich von Anfang an auch auswärtige Jungen aus der wachsenden katholischen Gemeinde in die Bildungsstätte kamen. Der Chor sang zunächst in der Schlosskapelle, ab 1751 dann in der Hofkirche. Zu den berühmtesten Kapellmeistern zählen Johann Adolph Hasse, Carl Maria von Weber und Richard Wagner.
Aus "Hofkapellknaben" werden "Dresdner Kapellknaben"
Mit der Abdankung des sächsischen Königs 1918 wurden aus den "Hofkapellknaben" die "Dresdner Kapellknaben". Die traditionellen Gottesdienste in der Hofkirche wurden aber beibehalten. Der nächste massive Einschnitt folgte knapp 20 Jahre später: Die Nationalsozialisten verboten 1939 der Staatskapelle die weitere Mitwirkung an der Hofkirchenmusik. Aber trotz massiver Restriktionen versahen die Kapellknaben weiter ihren Dienst bis zur Zerstörung Dresdens am 13. Februar 1945. Noch härter traf es das Benno-Gymnasium: Der Einrichtung wurde zu Beginn des Zweiten Weltkriegs die Lizenz entzogen.
Unter Kirchenmusikdirektor Konrad Wagner etablierte sich der Chor in den Nachkriegsjahren zu einem über Sachsens Grenzen hinaus bekannten Ensemble. Wagner war es auch, der ihn durch Männerstimmen verstärkte. Noch zu DDR-Zeiten unternahmen die Kapellknaben Reisen in die Bundesrepublik, nach Österreich, Frankreich und Italien.
Auftritt vor Papst Johannes Paul II.
Höhepunkt war ein Auftritt vor Papst Johannes Paul II. im Jahr 1983. Heute gehören rund 70 Jungen zu den Kapellknaben. Ein Großteil von ihnen wohnt im Dresdner Internat, dem Kapellknabeninstitut. Unter ihrem heutigen Domkapellmeister Matthias Liebich traten die Jungen unter anderem vor den Vereinten Nationen, in Kuba sowie im vergangenen Jahr bei Papst Benedikt XVI. auf.
Nach der Wende gelang auch der Wiederaufbau des Sankt-Benno-Gymnasiums. 1991 wurde es von Bischof Joachim Reinelt feierlich wiedereröffnet. Nicht nur bei Katholiken ist es inzwischen als Bildungseinrichtung hoch geschätzt. Die Zahl der Bewerber übersteigt bei weitem die Kapazitäten. 800 Schüler besuchen das Gymnasium heute, davon sind rund 60 Prozent katholisch, 30 Prozent evangelisch, der Rest konfessionslos.
Kapellknaben und Benno-Gymnasium feiern 300-jähriges Bestehen
Schon vor dem Papst gesungen
Am Anfang waren die Kapellknaben in Dresden nur ein Chor. Schnell wurde dem sächsischen Fürstenhof aber klar, dass die Sänger nicht nur Musiklehrer brauchten. Schon bald kümmerten sich Geistliche auch um ihre Schulbildung. In diesem Jahr haben Chor und Bildungsstätte ein Doppeljubiläum.
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