Karl Kübel wurde vor 100 Jahren geboren

"Womit kann ich dienen?"

Nach dem Krieg baute er mit den "3K"-Werken eines der führenden Möbelunternehmen in Europa auf. 1973 verkaufte er die Firma und brachte den Erlös zusammen mit dem größten Teil seines Privatvermögens in die kurz zuvor im südhessischen Bensheim gegründete und nach ihm benannte Stiftung für Kind und Familie ein. Der sozial engagierte Unternehmer und katholische Christ Karl Kübel wurde vor 100 Jahren in Duisburg geboren.

Autor/in:
Dieter Schneberger
 (DR)

Karl Kübel kam am 6. September 1909 als achtes von neun Kindern des Schreinermeisters Carl Kübel und seiner Frau Maria zur Welt. Die Frömmigkeit und das soziale Engagement seiner Eltern sowie die Zeit im osthessischen Hünfeld, wo er ein Jahr lang zur Schule ging, prägten ihn. "Die Leute dort lebten ihren christlichen Glauben ohne jegliche Ablenkung, pflegten ihr Brauchtum und konnten sich an all dem orientieren", erinnerte er sich einmal.

Tief verwurzelt im "ökumenischen Glaubensgrund des Christentums", wie er es nannte, ging Kübel seinen Weg. Mit 14 Jahren begann er eine kaufmännische Lehre als Eisenwarenhändler, mit 23 machte er sich in Worms am Rhein selbstständig. Weil dort kein geeignetes Gelände zur Verfügung stand, um neu zu bauen, übernahm er 1937 in Kahl am Main einen Konkurrenten. "Karl Kübel, Kahl am Main" lautete fortan die Anschrift der Firma. Diese Anschrift sollte zum Ursprung für das Firmenzeichen "3K" werden.

Das Wohl seiner bis zu 4.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter lag Kübel besonders am Herzen, die Sozialpflichtigkeit des Eigentums war für ihn keine Worthülse. Schon in den 50er Jahren bot er den Beschäftigten einen innerbetrieblichen Partnerschaftsvertrag an. Solange es seine Gesundheit zuließ, traf er sich mit "seinen Kübel-Senioren" - "Ich wollte kein verrufener Unternehmer sein, der nur darauf achtet, dass die Firma wächst. Ich wollte zeigen, dass ein Unternehmer auch ein guter Mensch sein kann."

1949 begann er mit der Förderung des sozialen Wohnungsbaus. Mit der gemeinnützigen Siedlungsgesellschaft "das familiengerechte heim" half der erfolgreiche Firmengründer einkommensschwachen Familien, sich ihren Traum vom eigenen Häuschen zu erfüllen. Bereits 1966 startete er sein Engagement in Indien nach dem Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe. Dort entstanden auf seinen Impuls hin zwei große Weiterbildungs- und Begegnungszentren.

Seit Mitte der 80er Jahre konzentriert sich die Stiftung in ihrer Auslandsarbeit auf einzelne Regionen und besondere Themen. Seitdem liegt das Hauptgewicht in Indien, den Philippinen und im Kosovo mit den Schwerpunkten ländliche Projekte, Armutsbekämpfung, Kampf gegen Kinderarbeit und gegen Zwangsprostitution von Minderjährigen.

Für Karl Kübel war "Bildung die nachhaltigste Form, an der Schöpfung teilzunehmen". Dabei war ihm seine aus den USA stammende Frau Mary Anne, eine Pädagogin, seine wichtigste Partnerin. Im Laufe der Jahre entstanden in Hessen, Sachsen und Schleswig-Holstein drei Bildungsinstitute zur Weiterbildung von Fachkräften und Ehrenamtlichen in der Elternarbeit und Familienpädagogik.

Kübels besonderes Augenmerk galt Projekten, die zur ganzheitlichen Entwicklung von Kindern und zur Stärkung der Elternfähigkeit beitragen. Zu deren Förderung stiftete er 1990 den mit 100.000 Mark dotierten Karl-Kübel-Preis, der bis 1999 verliehen wurde. 1972 hatte der Unternehmer nach den Angaben von Pressesprecher Georg Ludwig umgerechnet 36 Millionen Euro in die Stiftung eingebracht; heute belaufe sich das Stiftungsvermögen auf rund 109 Millionen Euro. Davon seien im vergangenen Jahr 8,7 Millionen Euro ausgeschüttet worden.

Kübels Ziel war es, Eltern so zu unterstützen, dass sie ihren Kindern eine gute Lebensgrundlage bieten und sie für ihr zukünftiges Leben ausstatten und stärken können. Dass er erfolgreich war, beweisen nicht zuletzt seine zahlreichen Auszeichnungen, unter anderem das Bundesverdienstkreuz (1988) und die "Medaille für Verdienste um das Stiftungswesen", die ihm 1995 der damalige Bundespräsident Roman Herzog überreichte. Kübel starb am 10. Februar 2006 in Wald-Michelbach im Odenwald.

Hinweis: Zum 100. Geburtstag ihres Gründers veranstaltet die Kübel-Stiftung am 6. September um 11 Uhr im Bensheimer Varieté-Theater Pegasus einen Festakt. Hauptredner sind Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) und der hessische Familienminister Jürgen Banzer (CDU). Pünktlich zum Jubiläum erscheint im Verlag der Stiftung die Biografie "Womit kann ich dienen? Der Unternehmer und Stifter Karl Kübel" von Eva Bambach-Horst und Hildegard Hogen.