In Frankreich spezialisieren sich Anbieter im Internet mit wachsendem Erfolg

Partnersuche auf katholisch

Klein, aber wirkungsvoll: Mehr als ein halbes Dutzend Webseiten wetteifern für die französischsprachige Kundschaft inzwischen darum, Bekanntschaften aus christlichem Geist anbahnen zu helfen. Französische Soziologen sehen die Entwicklung mit gemischten Gefühlen.

Autor/in:
Christoph Lennert
 (DR)

Die 27-jährige Astrid aus dem Großraum Paris sucht jemanden, der die gleichen Werte teilt wie sie. Der 51-jährige Robert von der französischen Mittelmeerküste legt Wert auf Familienleben und beschreibt sich als ernsthaft, ausgeglichen und aufmerksam. Marie-Claire aus dem französischen Westen malt seit 2003 Ikonen und sucht spirituellen Austausch. Sie alle annoncieren auf einer französischen christlichen Partnerschaftsseite im Internet.

www.theotokos.fr, wo Astrid, Robert und Marie-Claire für sich werben, zählt dabei nach Angaben der Tageszeitung "La Croix" derzeit rund 70.000 eingeschriebene Mitglieder, davon 15.000 aktive Abonnenten. Sie gehört so zu den Großen unter den Kleinen. Zum Vergleich: Der Dating-Marktführer "Meetic", der nicht auf eine bestimmte Klientel fixiert ist, wirbt mit rund 42 Millionen Profilen in ganz Europa und zählt angeblich rund 700.000 Abonnenten.

Per Mausklick die Anerkennung einer "christlichen Charta"
Die christlichen Partnerschaftsseiten betonen freilich, bei ihnen seien die Chancen auf eine langfristige feste Partnerschaft am größten. Theotokos und www.mariage-chretien.fr erklärten gegenüber "La Croix", jeweils rund 50 Ehen gestiftet zu haben. "Mariage chretien" ist dabei besonders akribisch, was die Verankerung im christlichen Wertesystem angeht. Die Webseite verlangt per Mausklick die Anerkennung einer "christlichen Charta", mit der man unter anderem ein Glaubensbekenntnis abgibt und versichert, öffentlich und privat gemäß den Grundsätzen des Neuen Testaments zu leben. Auf anderen Seiten wie www.sanctusraphael.com können die Nutzer sogar ins Detail gehen. Näher bei den Jesuiten oder bei den Traditionalisten? Ein Klick genügt, um Partner der gleichen innerkirchlichen Linie herauszufiltern.

Französische Soziologen sehen die Entwicklung mit gemischten Gefühlen. Sie warnen einerseits davor, dass sich die einzelnen Teile der Gesellschaft mehr und mehr voneinander abkapseln. Tatsächlich gibt es auch jüdische oder muslimische Partnerschafts-Profilseiten im Internet. Auf der anderen Seite räumen sie ein, dass angesichts der eingeschränkten Auswahl die Chancen auf Erfolg bei den kleineren Dating-Seiten größer seien. Alter, Augenfarbe und "Kinogehen" als Hobby sind nun einmal nicht immer jene Berührungspunkte, auf denen sich eine stabile Beziehung aufbauen lässt. Zudem wurden viele weibliche Nutzer größerer Partnerschaftsseiten enttäuscht, weil es den Männern beim Treffen doch nur um eine kurze Liebelei und nichts Ernstes ging.

Geistlicher warnt vor zu hohen Erwartungen
Freilich: Pater Luc Ravel, französischer Geistlicher und Veranstalter von Exerzitien für Ehelose, warnt vor zu großen Hoffnungen. Die gemeinsame Religionszugehörigkeit als Kriterium biete ebenfalls noch keine Gewähr dafür, dass die Partnerschaft auch gelinge. Erstens zeigten auch auf den christlichen Webseiten die Profile nur das Bild, das jemand von sich geben möchte. Zweitens bleibe auch bei den durch das Internet angebahnten Beziehungen wie im wirklichen Leben entscheidend, wie ernsthaft sich jemand auf eine neue Partnerschaft einlassen wolle. Und drittens werde vom Kirchenrecht nirgends verlangt, dass man unbedingt jemanden mit der gleichen Konfessionszugehörigkeit ehelichen müsse.

Wenngleich die Nutzerzahlen im Vergleich zu den Millionen auf "Meetic" oder "Netclub" marginal erscheinen: Die Großen nehmen die Konkurrenz ernst. Meetic-Sprecherin Stephanie Buret-Cruiziat räumt anereknnend ein, dass die Kleinen bisweilen authentischer den Anspruch auf Ernsthaftigkeit verkörperten. Meetic hat schon reagiert. Ein Ableger setzt verstärkt auf Persönlichkeitstests, bei der etwa auch die Haltung zu Werten abgefragt wird, um passende Profile zueinander zu führen.