Pax Christi fordert sofortigen Waffenstillstand im Gazastreifen

"Wir wollen von der Bundesregierung eine tatkräftige Initiative"

Israels Vorgehen im Gazastreifen sorgt weiter für weltweite Proteste und Appelle zum Frieden. In vielen Ländern fanden auch am Donnerstag Kundgebungen gegen die anhaltende Gewalt statt. Der Vizepräsident der katholischen Friedensinitiative Pax Christi, Johannes Schnettler, hat sich im domradio-Interview für ein beherztes Engagement der Bundesregierung zur Beendigung des Gazakriegs ausgesprochen.

 (DR)

„Wir wollen von der Bundesregierung eine tatkräftige Initiative", sagte Schnettler. Es gehe darum, Israel auf die Einhaltung des humanitären Völkerrechts hinzuweisen.  

Die militärische Offensive müsse sofort gestoppt werden. Denn: „Die eigentlichen Ursachen für den Hass auf Israel und das Elend und die Not und die Verzweiflung der Menschen im Gazastreifen, die müssen mit anderen Mitteln behoben werden.„ Die gestrige dreistündige Feuerpause wertet Schnettler als Hoffnungszeichen. „Jede Unterbrechung des Krieges ist eine Chance für den Frieden."

Generell erkenne Pax Christi den Anspruch Israels auf einen eigenen Staat in der Region und die Notwendigkeit Israels, seine Bevölkerung zu verteidigen an, so Schnettler. Die Frage sei aber, wie ein geeignete Weg zum Schutz der Bevölkerung und des eigenen Staates aussehe. Pax Christi vertrete da die Ansicht, dass zumindest Waffengänge ungeeignet sind.

Bereits am Montag hatte der Pax-Christi-Vorstand in Berlin die Kriegshandlungen in Gaza entschieden verurteilt und die Konfliktparteien zur Einhaltung des humanitären Völkerrechts aufgerufen. Auch gezielte Tötungen von Hamas-Anhängern durch das israelische Militär verstießen gegen das Völkerrecht. Die Friedensorganisation hatte einen sofortigen Waffenstillstand gefordert, da der derzeitige Konflikt militärisch nicht zu lösen sei. Auch eine Niederlage der Hamas werde das Leben in israelischen Städten dauerhaft nicht sicherer machen. Langfristig könne Frieden in der Region nur mit einer politischen Perspektive für die Palästinenser erreicht werden.

amnesty international machte sowohl israelische Soldaten als auch palästinensische Kämpfer für die Opfer unter der Zivilbevölkerung verantwortlich. Beide hätten Stellung in Wohnhäusern bezogen und nähmen zivile Opfer bewusst in Kauf. Die Menschenrechtsorganisation verurteilte auch die Praxis palästinensischer Kämpfer, Zivilisten als menschliche Schutzschilde zu verwenden.

Unterdessen rief die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, die Bevölkerung auf, sich an den Solidaritäts-Kundgebungen für Israel zu beteiligen, die am kommenden Sonntag in mehreren Städten Deutschlands stattfinden werden. Viele Israelis seien seit Jahren dem Raketenbeschuss der radikal-islamischen Hamas ausgesetzt.

Human Rights Watch forderte Israel und Ägypten auf, ihre Grenzen zum Gazastreifen für humanitäre Hilfen und für Flüchtlinge aus dem Kriegsgebiet zu öffnen. Dort gebe es keinen sicheren Ort mehr für die Zivilbevölkerung, heißt es in einer Erklärung vom Donnerstag. Beide Länder weigerten sich in vielen Fällen, Schwerverletzte aus dem Gazastreifen zur medizinischen Versorgung einreisen zu lassen. Das Welternährungsprogramm WFP forderte die Konfliktparteien auf, die Sicherheit für Hilfslieferungen zu gewährleisten.

Bei einem Bombenangriff im Gazastreifen wurde unterdessen nach Angaben der Christoffel-Blindenmission (CBM) eine Einrichtung für gehörlose Menschen schwer beschädigt. Menschen seien nicht zu Schaden gekommen.

Der vatikanische Menschenrechtsbeauftragte Kardinal Renato Raffaele Martino verglich den Gazastreifen in einem Interview mit einem Konzentrationslager und stieß damit auf Protest. In Deutschland forderte etwa der frühere Vizepräsident des Zentralrats der Juden, Michel Friedman, der Papst müsse den Vergleich seines Menschrechtsbeauftragten «sofort zurücknehmen». Dieser sei skandalös, unverzeihlich und geschichtlich falsch", so Friedman im Hessischen Fernsehen. Martino selbst wollte den Vergleich nicht als Verbalattacke auf Israel verstanden wissen. «In meinen Worten gibt es nichts, was antiisraelisch interpretiert werden könnte», sagte er der italienischen Zeitung «La Repubblica» (Donnerstag).