Zahl der Arbeitslosen steigt wieder über drei Millionen

Wirtschaftskrise erreicht den Arbeitsmarkt

Die Wirtschaftskrise hat im Dezember auch den deutschen Arbeitsmarkt erreicht.

Autor/in:
Ralph Bauer
 (DR)

Die Zahl der offiziell registrierten Arbeitslosen stieg gegenüber dem Vormonat um rund 114 000 auf 3,102 Millionen, wie die Bundesanstalt für Arbeit (BA) am Mittwoch in Nürnberg mitteilte. Die Arbeitslosenquote stieg somit von 7,1 auf 7,4 Prozent. Gegenüber dem Vorjahresmonat habe es 304 000 Arbeitslose weniger gegeben.Die schlechte wirtschaftliche Lage sei auf dem Arbeitsmarkt angekommen, sagte BA-Chef Frank-Jürgen Weise. Damit ende ein jahrelanger Aufschwung am Stellenmarkt. "Entsprechend gedämpft ist auch unser Optimismus für das Jahr 2009", fügte Weise hinzu, ohne genaue Prognosen zu machen. Genaueres könne man erst nach dem ersten Quartal sagen.

Der konjunkturelle Rückgang zeige sich besonders stark beim Anstieg der Kurzarbeit. Im November seien 164 000 Kurzarbeiter gemeldet worden. Im Vergleich zum Vormonat sei das ein Anstieg um 107 000 gewesen und gegenüber dem Vorjahresmonat sogar um 125 000 Kurzarbeiter. Es sei davon auszugehen, dass sich die Zahl in den nächsten Monaten "kräftig erhöhen wird". Besonders stark von der Kurzarbeit betroffen seien das Baugewerbe, das verarbeitende Gewerbe - speziell die Autoindustrie und deren Zulieferer - sowie der Logistikbereich.

Mehr Kurzarbeit
Die BA habe in ihrem Haushalt für 2009 insgesamt 300 Millionen Euro für Kurzarbeitergeld eingestellt, dreimal mehr als 2008. "Das wird aber ganz sicher nicht reichen", warnte Weise. Es sei nicht auszuschließen, dass diese Summe noch auf eine Milliarde Euro wachse. "Wir freuen uns darüber, dass es Kurzarbeiter und keine Entlassungen sind", fügte er hinzu. Dies koste der Agentur im Schnitt nur ein Drittel des Arbeitslosengeldes.

BA-Vorstandsmitglied Heinrich Alt unterstrich, dass die Unternehmen die Phase der Kurzarbeit zur Aus- und Weiterbildung nutzen sollten. "Es gibt noch viele schlecht qualifizierte Mitarbeiter in den Betrieben", sagte er. Dies beziehe sich auch auf Deutschkenntnisse. Zudem gebe es noch 400 000 Arbeitslose ohne Hauptschulabschluss. All das könne nun auch mit Mitteln des europäischen Sozialfonds erledigt werden.

"Das Jahr 2008 war eines der besten Jahre"
BA-Chef Weise nannte die bevorstehende Krise eine "wirkliche Bewährungsprobe" auch für seine Behörde und rief die Arbeitslosen auf, flexibler zu sein. "Man muss die Menschen ermuntern und befähigen, dass sie Arbeit annehmen", sagte Weise. Dies beziehe sich sowohl auf den Arbeitsort, als auch die Branche und die Bedingungen. Es sei jetzt wichtig, die noch offenen Stellen zu besetzen. Um dies zu erreichen werde die Zahl der Vermittler um 1900 aufgestockt.

Erfreulich seien die Zahlen für das vergangene Gesamtjahr gewesen. "Das Jahr 2008 war eines der besten Jahre für den Arbeitsmarkt", sagte Weise. Im Gesamtjahr 2008 seien 3,268 Millionen Menschen ohne Arbeit gewesen, was einer um 1,2 Prozentpunkte auf 7,8 Prozent gesunkenen Quote entspricht. Dabei entfielen auf die alten Bundesländer 2,145 Millionen Arbeitslose (Quote 6,4 Prozent), auf die neuen Länder 1,123 Millionen (13,1 Prozent). Im Jahresschnitt habe Baden-Württemberg mit einer Quote von 4,1 Prozent knapp vor Bayern mit 4,2 Prozent gelegen. Schlusslichter seien Mecklenburg-Vorpommern mit 14,1 Prozent vor Sachsen-Anhalt mit 14,0 Prozent gewesen.