Bei der Audienz für eine Delegation des «Internationalen Jüdischen Komitees für interreligiöse Beziehungen» (IJCIC) stellte sich Papst Benedikt XVI. im Vatikan ausdrücklich hinter das Konzil, das eine historische Wende in den Beziehungen zu Judentum eingeleitet habe.
Juden und Christen müssten ein gemeinsames Zeugnis in einer Zeit ablegen, die von einem Verlust an geistigen und moralischen Werten bedroht sei, so der Papst. Denn diese bildeten die Garantie für Menschenwürde, Solidarität, Gerechtigkeit und Frieden. Gegenseitiger Respekt und Offenheit seien Voraussetzungen, um Differenzen zu überwinden, Missverständnissen vorzubeugen und nutzlose Konfrontationen zu vermeiden, sagte der Papst. Ein Dialog sei nur dann ernsthaft und ehrlich, wenn er Unterschiede respektiere und den Partner in seiner Unterschiedlichkeit akzeptiere, fügte er hinzu.
Das Konzil sei mit seiner Erklärung «Nostra aetate» von 1965 und seiner Absage an jeden Antisemitismus zu einem Meilenstein in den christlich-jüdischen Beziehungen geworden, führte Benedikt XVI. aus. «Ein aufrichtiger Dialog erfordert Offenheit und ein festes Bewusstsein um die Identität beider Seiten. Nur so ist eine gegenseitige Bereicherung möglich». - Benedikt XVI. äußerte sich nicht zu den jüngsten Differenzen um eine Seligsprechung von Pius XII. (1939-58). Seine geplante kirchliche Erhebung, die vom Papst ausgesetzt wurde, hatte in jüdischen und israelischen Kreisen Kritik ausgelöst.