In Haiti hoffen Hunderttausende Menschen auf Hilfe nach Hurrikans

Nach dem Hurrikan ist vor dem Hurrikan

Wegen der schweren Überschwemmungen in Haiti sind nach Angaben der Vereinten Nationen Hunderttausende Menschen auf Hilfe angewiesen. Durch drei Wirbelstürme in den vergangenen drei Wochen kamen mindestens 200 Menschen ums Leben, teilte ein UN-Sprecher dem britischen Sender BBC am Freitag mit. Die Vereinten Nationen befürchteten eine Verschlechterung der Lage, da ein vierter Wirbelsturm, "Ike", Haiti bedrohte. Im domradio-Interview ruft Hans-Jürgen Dörrich von der katholischen Ordensgemeinschaft "Salesianer Don Boscos" zu Spenden auf.

Autor/in:
Christoph Arens
 (DR)

Haitis Präsident René Preval sprach von einer Katastrophe. Am schlimmsten traf der Sturm «Hanna» die Hafenstadt Gonaïves im Nordwesten. Viele Häuser und Felder in der Umgebung wurden zerstört. Tausende Menschen flüchteten auf Dächer. «Manche haben die letzten drei Tage ohne Nahrungsmittel auf Dächern ausharren müssen. Weite Teile des Landes sind überflutet», berichtete Astrid Nissen, Leiterin des Büros der Diakonie Katastrophenhilfe in Haiti.

Einheiten der UN-Friedenstruppe in Haiti versuchten, vom Wasser eingeschlossene Menschen mit Hubschraubern zu retten. Die Diakonie Katastrophenhilfe warnte vor einer bedrohlichen Nahrungsmittelkrise, die langfristig bis zu vier Millionen Menschen betreffen könnte. Das evangelische Hilfswerk begann mit Hilfsmaßnahmen im ebenfalls schwer betroffenen Südosten des Landes. An mehr als 25.000 Menschen sollen 24 Tonnen Nahrungsmittel verteilt werden. Auch das katholische Hilfswerk Misereor stellte 20.000 Euro Nothilfe bereit.

Regierungskrise beendet - Premierministerin bestätigt
Inmitten der schweren Hurrikankatastrophe hat Haiti am Freitag seine Regierungskrise beendet. Der Senat bestätigte die Ökonomin Michele Pierre-Louis als neue Premierministerin, wie die Zeitung «Le Nouvelliste» in ihrer Online-Ausgabe berichtete. 16 der 18 anwesenden Senatoren stimmten zu. Nach der Wahl der 61-Jährigen hat der verarmte Karibikstaat erstmals seit vier Monaten wieder eine Regierung.

Pierre-Louis war am 17. Juli bereits von der unteren Parlamentskammer bestätigt worden. Ihr Vorgänger Jacques-Edouard Alexis war im April nach gewalttätigen Hungerprotesten vom Senat abgesetzt worden.

In ihrer Rede nach der Bestätigung kündigte Pierre-Louis Maßnahmen zur Stärkung der Wirtschaft an. Zudem rief sie ihre Landsleute zur Hilfe für die Opfer der Hurrikane «Gustav» und «Hanna» auf. Bei den beiden Stürmen, die innerhalb einer Woche über den ärmsten Staat Lateinamerikas fegten, starben über 200 Menschen. Zahlreiche Orte sind nach wie vor von der Außenwelt abgeschnitten. Die Vereinten Nationen gehen davon aus, dass derzeit mehrere 100.000 Menschen dringend Hilfe benötigen.

Pierre-Louis leitete seit 1995 die von dem Milliardär Georges Soros finanzierte Kulturstiftung FOKAL in Haiti. Mit Alphabetisierungskursen, dem Aufbau von Bibliotheken und der Förderung von Kunst und Literatur erwarb sie sich einen Ruf über Haitis Grenzen hinaus.