Viel Kritik an teuren Fahrkarten - Politiker und Verbände lehnen geplante Preiserhöhungen bei der Bahn ab

Schröpfen für den Börsengang

Die von Bahnchef Hartmut Mehdorn angekündigten Preiserhöhungen für Fahrkarten stoßen auf breite Kritik. Grünen-Bundestagsfraktionschef Fritz Kuhn sprach von "übelster Abzocke". Der FDP-Verkehrspolitiker Horst Friedrich kritisierte den Zeitpunkt der Ankündigung. Die Lokführergewerkschaft GDL wehrte sich gegen Mehdorns Begründung der Preissteigerung mit gestiegenen Energie- und Personalausgaben. Der Fahrgastverband Pro Bahn erklärte, die Bahn hätte Mehrkosten auch ohne teurere Fahrscheine auffangen können.

Autor/in:
Martin Roy
 (DR)

Mehdorn hatte am Montag Preiserhöhungen für Zugtickets angekündigt. Über das Ausmaß der Preiserhöhungen werde die Öffentlichkeit im September informiert. Laut einem Bericht der «Financial Times Deutschland» (Dienstagausgabe) will die Bahn ihre Fahrpreise Mitte Dezember um bis zu 3,2 Prozent erhöhen. Mit diesem Schritt wolle das Unternehmen im Zuge des geplanten Börsengangs seine Profitabilität im Personenverkehr absichern. Die Mehreinnahmen aus der neuerlichen Preiserhöhung werden sich dem Blatt zufolge im kommenden Jahr auf gut 120 Millionen Euro belaufen.

Kuhn warf Mehdorn vor, er wolle erneut die Fahrgäste schröpfen, um den geplanten Börsengang für profithungrige Investoren attraktiv zu machen. Diesem «kundenfeindlichen Größenwahn» müsse der Bund als Eigentümer endlich ein Ende machen.

Friedrich mahnte, die Bahn müsse angesichts des guten Ergebnisses die Preiserhöhung besser begründen. «Sonst entsteht der Eindruck, sie versuche, den Markt abzuschöpfen», sagte er. Als Ursachen für den geplanten Preisschub sehe er auch die Expansionspläne der Bahn und ihren Börsengang im Herbst.

Der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky sagte: «Mehdorn hat gute Zahlen vorgelegt. Er macht sein Baby hübsch für den Börsengang.» Die Begründung für die Preiserhöhung sei nicht haltbar. Die Halbjahresbilanz zeige, dass Personalkosten nicht ausschlaggebend seien. Die GDL hatte Anfang des Jahres eine Tariferhöhung um elf Prozent durchgesetzt.

Der Pro-Bahn-Vorsitzende Karl-Peter Neumann sagte: «Die Ergebnisse des Unternehmens sind so gut, dass die Mehrkosten erst einmal hätten aufgefangen werden können.» Die Bahn müsse aufpassen, dass sie ihren Aufwärtstrend nicht durch zu hohe Preise wieder zunichte mache.