Mitarbeiter von Hilfsorganisation in Mogadischu erschossen

Somalia verliert "Motor für den Frieden"

Unbekannte haben in Somalia eine hochrangige Kontaktperson deutscher Hilfsorganisationen getötet. Wie die Diakonie Katastrophenhilfe in Stuttgart mitteilte, wurde der stellvertretende Direktor der Organisation Daryeel Bulsho Guud ("Hilfe für alle"), Mohamoud Mohamed Kheire, am Freitag in Somalias Hauptstadt Mogadischu erschossen.

 (DR)

Der 60-Jährige ist der dritte führende Mitarbeiter einer Hilfsorganisation, der innerhalb weniger Wochen in Somalia ermordet wurde. Die Hilfsorganisation Daryeel Bulsho Guud stellte ihre Arbeit vorläufig ein.

«Wir sind empört und betroffen über das sinnlose Verbrechen an einer Person, die sich mit aller Kraft für die notleidenden Menschen in seinem Heimatland eingesetzt hat», sagte die Direktorin der Diakonie Katastrophenhilfe und von «Brot für die Welt», Cornelia Füllkrug-Weitzel. Mit Kheires Tod verliere das Land einen «Motor für den Frieden».

Am Sitz der Organisation in Afgooye, rund 30 Kilometer von der somalischen Hauptstadt entfernt, protestierten tausende Obdachlose gegen den Mord, hinter dem vermutlich islamistische Milizen stecken.

Nach der Vereinbarung eines Waffenstillstands zwischen moderaten Islamisten und der somalischen Übergangsregierung hatte die «Al Shabaab» eine Fortsetzung ihres bewaffneten Kampfes angekündigt.
Hunderttausende Bewohner Mogadischus sind vor den täglichen Kämpfen in Mogadischu an den Stadtrand geflohen, wo sie von externer Hilfe abhängig sind.

Kheire, der zwei Frauen und mehrere Kinder hinterlässt, hatte sich in mehr als zehn Jahren bei Daryeel Bulsho Guud einen Namen als Vermittler zwischen verfeindeten Clans und politischen Lagern gemacht. Mitte Juni hatten Milizen Mohammed Mahdi, den Chef einer lokalen Kinderhilfsgruppe, ermordet. Erst vor einer Woche war der Direktor des UN-Entwicklungsprogramms (UNDP), Osman Ali Achmed, erschossen worden, als er eine Moschee verließ.

Dem Vernehmen nach befürchten die Islamisten, Mitarbeiter von Hilfsorganisationen könnten ihre Aufenthaltsorte an die Armee verraten. Somalia hat seit der Flucht des Diktators Siad Barre 1991 keine funktionierende Regierung mehr. Seit dem Einmarsch äthiopischer Truppen Ende 2006, mit deren Hilfe die international anerkannte Übergangsregierung an die Macht kam, liefern sich Untergrundkämpfer fast täglich Gefechte mit Truppen der Regierungsseite.