Eva Müller und ihre vier Freundinnen nutzen die letzte Gelegenheit zum Rauchen in einer öffentlichen Gaststätte. "Wir haben uns heute hier zu unserem letzten Rauchertreffen verabredet", sagt Müller und steckt sich in der Nacht zum Dienstag im Lokal gleich eine Zigarette an. "Ab Dienstag müssen wir uns ja an das Rauchverbot in NRW halten", betont sie.
Die Frauenrunde nickt zustimmend. Melanie Schmidt kann dem Verbot nicht viel Gutes abgewinnen und sagt: "Jetzt ist es ja noch nicht kalt, aber wenn es erstmal Winter wird, werden wir ziemlich frieren, wenn wir zum Rauchen nach draußen müssen." Müller sieht darin zumindest einen Vorteil: "So knüpft man ja immerhin auch neue Kontakte, wenn man gemeinsam vor der Türe steht."
Der Qualm verzieht sich
"Heute Nacht lassen wir die Leute zum letzten Mal rauchen", sagt der Betriebsleiter des "Louisina", Truong Lee. "Ab Dienstagvormittag werde ich unsere Gäste darauf ansprechen, dass hier nun nicht mehr geraucht werden darf."
Das Verbot stößt im "Louisiana" naturgemäß nicht nur auf Verständnis. Sie empfinde die Einführung des Gesetzes als "total blöd", nicht nur weil durch das ständige Rausgehen "die Gemütlichkeit innerhalb einer Gruppe flöten geht", sagt die Düsseldorferin Carina Redlich und zieht genüsslich an ihrer Zigarette. In Restaurants, wo hauptsächlich gegessen wird, könne sie die Regelung verstehen, aber nicht in Diskotheken und Kneipen. Für sie steht fest: "Wenn es erstmal Winter ist, werde ich nicht mehr so häufig ausgehen, denn draußen in der Kälte stehen will ich nicht."
Toleranter ist da ihr Tischnachbar Michael Klein. Obwohl auch er Raucher ist, mache ihm das Rauchverbot nichts aus. "Man gewöhnt sich auch daran, rausgehen zu müssen", sagt der Düsseldorfer. Dennoch finde er es nicht in Ordnung, dass die Raucher durch ein solches Gesetz derart bevormundet würden. "Bald darf man gar nicht mehr selbst entscheiden, was man machen möchte und was nicht", meint auch Redlich.
Lücken im Gesetz nutzen
Eine andere Kneipe reagierte mit einer Vereinsgründung auf das Verbot. "Wir sind ab dem 1. Juli ein Raucherclub", erklärt Evelyn Hoge, Angestellte in der Gaststätte. Denn Platz für einen extra Raucherraum sei nicht vorhanden. "Kleine Kneipen wie wir können sonst nicht überleben", sagt Hoges Kollegin Andrea Scherner, für die das Rauchverbot "nicht korrekt" ist. Ihrer Meinung nach sollte es Raucher- und Nichtraucherkneipen nebeneinander geben, denn dann könne jeder entscheiden, wohin er gehen möchte.
Manche Nikotinsüchtigen haben aus dem Rauchverbot bereits ihre persönlichen Konsequenzen gezogen. "Ich habe aufgehört zu rauchen", sagt Jessica Heuse. Neben diesem positiven Effekt sehe sie als Angestellte einer Diskothek aber auch andere, unangenehme Folgen des Rauchverbots. "Überall wo nun nicht mehr geraucht wird, riecht es dann nach allen möglichen unangenehmen Dingen", sagt sie. Und Frank Pieper ergänzt: "Da fragt man sich doch, ob man nicht lieber Rauch als Schweiß, Zwiebeln und Knoblauch riecht."
Doch daran werden sich auch Pieper und Heuse gewöhnen müssen. Immerhin kommt das Rauchverbot in NRWs gastronomischen Betrieben nicht unverhofft. Bereits seit dem 1. Januar gilt die gesetzliche Vorgabe in allen öffentlichen Einrichtungen. NRW ist neben Thüringen das letzte Bundesland, das das Rauchverbot einführt. Geraucht werden darf nun nur noch in abgetrennten Räumen der Kneipen. In anderen Bundesländern wurde der Zigarettenqualm schon vor Monaten verbannt.
Wie auch in anderen Ländern sind Verstöße gegen das Rauchverbot in NRW eine Ordnungswidrigkeit und können mit Geldbußen zwischen 5 und 1000 Euro geahndet werden. Wie hart die Kommunen gegen Verstöße vorgehen sollen, ist jedoch offen. Denn wie im Gesetz verankert, wird es nach Auskunft des NRW-Gesundheitsministeriums keine regelmäßigen staatlichen Kontrollen des Rauchverbots geben. Nur bei Beschwerden von Kneipengängern müssen die Ämter aktiv werden.
Der NRW-Landesverband des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (DEHOGA) erwartet, dass sich etliche gastronomische Betriebe in NRW zu Raucherclubs umbenennen werden. So ist es bereits in vielen anderen Bundesländern geschehen. Denn "Vereine oder Gesellschaften, deren ausschließlicher Zweck der gemeinschaftliche Tabakkonsum" ist, sind laut NRW-Gesetz vom Verbot ausgenommen.
NRW macht Ernst mit generellem Rauchverbot in Gaststätten
Die letzte Zigarette?
In den rund 38 000 Kneipen und Gaststätten in NRW darf seit heute nicht mehr geraucht werden. In den Kneipen ist davon in der Nacht zum Dienstag aber noch wenig zu spüren. Zumindest in den ersten Stunden nach Inkrafttreten des Nichtraucherschutzgesetzes wurde fleißig weiter gequalmt. doch das kann teuer werden. Den gastwirten droht ein hohes Bußgeld, wenn rauchende Gäste in ihren Räumen erwischt werden.
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