NRW will ganze Stadtteile altersgerecht gestalten

Wohnen im Alter

In Nordrhein-Westfalen sollen künftig ganze Wohnquartiere altersgerecht umgestaltet werden, um den dort ansässigen Senioren den Einzug in ein Pflegeheim zu ersparen. Das vom Land mitgeförderte Projekt heißt "Wohnquartier hoch vier". Es soll Voraussetzungen schaffen, "die älteren Menschen eine möglichst umfassende Teilhabe am Leben vor Ort ermöglicht", wie der Vorstandssprecher des Diakonischen Werks der Evangelischen Kirche im Rheinland, Uwe Becker, am Montag in Düsseldorf sagte. Für "einen Tauglichkeitstest" seien die Stadtteile Essen-Altenessen und Remscheid-Hohenhagen als Pilotstandorte ausgewählt worden. In den beiden Wohnquartieren leben 18.000 überwiegend ältere Menschen.

 (DR)

Die Modellstadtteile sollen laut Diakonie «passgenaue Service- und Pflegeleistungen» im Gesundheitsbereich sowie Barrierefreiheit für Behinderte bieten. Die ambulante und teilstationäre Altenhilfe sollen mit gesundheitsfördernden, kulturellen und sportlichen Einrichtungen vernetzt werden, erklärte Becker. Die Lebensmittelversorgung werde in den Wohnquartieren ebenso auf die Bedürfnisse der älteren Menschen zugeschnitten werden wie der öffentliche Nahverkehr. «Das ist eine Herausforderung, die bundesweit Signalcharakter hat», so Becker. Die kommunale Daseinsvorsorge werde mit der «Gemeindearbeit im engeren kirchlichen Sinne» verbunden.

Vorteile für alle Generationen
NRW-Generationenminister Armin Laschet (CDU) erklärte, bei dem Projekt gehe es darum, älteren Menschen «in ihrer angestammten Umgebung» Hilfe zu bieten. Die Fortführung ihrer bestehenden Kontakte werde erleichtert, der Zugang zu den wichtigsten Produkten und Dienstleistungen des Alltags sicher gestellt. «Damit wird die Selbstbestimmung und Teilhabe im Alter gefördert.» Zugleich komme die Verbesserung der Lebensqualität der älteren Menschen in den Wohnquartieren auch Familien mit Kindern sowie allen Menschen mit individuellen Beeinträchtigungen zugute. «Ein schwellenfreier Haus- und Wohnungseingang ist nicht nur mit einem Rollstuhl oder Rollator passierbar, er ist eine ebenso große Erleichterung für den Kinderwagen», sagte Laschet.

Nach Angaben der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW, die das Modellprojekt auch unterstützt, wird sich die Zahl der pflegebedürftigen Menschen an Rhein und Ruhr in den nächsten 30 Jahren um 52,4 Prozent von derzeit 459.000 auf 699.000 erhöhen. Heute leben 70 Prozent aller Pflegebedürftigen zu Hause, insgesamt streben dies jedoch 95 Prozent dieser Menschen an.