Kevin Spacey eröffnet die Ruhrfestspiele

Mitgebracht hat Spacey seinen Schauspielerkollegen Jeff Goldblum - bekannt aus "Die Fliege", "Jurassic Park" oder "Independence Day" -, mit dem er zusammen in "Die Gunst der Stunde" spielt. Hollywood ist zugleich Thema des Stücks, das aus der Feder des US-Dramatikers David Mamet stammt. Das Multitalent wiederum ist selbst eine Hollywood-Größe. Als Regisseur hat er intelligente Thriller wie "Haus der Spiele" oder "Die unsichtbare Falle" nach eigenen Vorlagen inszeniert und darüber hinaus Drehbücher für Filmerfolge wie "Wenn der Postmann zweimal klingelt" oder "Die Unbestechlichen" geschrieben.

Viel Kompetenz kommt da also zusammen, um einen kritischen Blick hinter die Kulissen des Filmgeschäfts zu werfen. "Das Stück ist eine Untersuchung darüber, wie Filme produziert werden und über Erfolg und Misserfolg", erzählt Spacey auf einer Pressekonferenz am Freitag. "Und es ist ziemlich schnell", bereitet er die Zuschauer vor, die das Drama aber wenigstens mit deutschen Übertiteln zu sehen bekommen.

Spacey spielt den Filmproduzenten Charlie, der seinem alten Kumpel Bobby (Goldblum), der es inzwischen zum Studiochef gebracht hat, das Skript für einen Kassenhit anbietet. Doch dann macht Bobbys Aushilfssekretärin (Laura Michelle Kelly) diesen auf ein ganz anderes gelagertes Buch aufmerksam, aus dem ein ambitionierter, künstlerisch wertvoller Film werden könnte.

Kunst oder Kommerz?
An dem einen Tag, den das Stück zeitlich umfasst, muss sich Bobby für Kunst oder Kommerz entscheiden. Goldblum, der in den USA ebenfalls regelmäßig Theater spielt, scheint mit einem leicht überdrehten Grinsen und einer nervösen Ausstrahlung schon auf der Pressekonferenz in seiner Rolle zu stecken. "Bobby muss sein Weltbild überdenken", beschreibt er den Konflikt der von ihm gespielten Figur. Da er die Hollywood-Welt, in der das Stück spielt, selbst gut kenne, komme ihm das für den Part sicher zugute.

Kunst oder Kommerz - im wirklichen Leben hat Spacey, der in Hollywood zwischen ambitioniertem Kino und Blockbustern pendelt, keine Probleme damit, beides unter einen Hut bringen. Seine Filmerfolge seien die Voraussetzung dafür, dass er als künstlerischer Leiter des Old Vic Theatre in London unabhängig arbeiten könne, merkt er an. Seit fünf Jahren ist die alteingesessene Bühne Spaceys "Steckenpferd", und auch "Die Gunst der Stunde" ist eine Produktion des Hauses.

"Das Theater war immer meine erste Liebe", sagt Spacey, der sich auch für die Förderung junger Bühnentalente einsetzt. "Im Gegensatz zum Film ist Theater etwas Organisches, ein nie abgeschlossener Prozess. Bei Filmdreharbeiten spielst du dagegen einen Charakter über eine längere Zeit in vielen kleinen Stücken, die dann erst beim Schnitt zusammengesetzt werden."

Eine Woche lang ist er in dem Stück "Die Gunst der Stunde" zu sehen, mit dem das sechswöchige Theaterfestival am Samstag eröffnet wird.