Theologe Biser für Lebenswerk gewürdigt

Festakt zum 90. Geburtstag

Hohe Vertreter aus Kirchen, Politik und Wissenschaft haben das Lebenswerk des Münchner Theologen und Religionsphilosophen Eugen Biser gewürdigt. Bei einem Festakt zu seinem 90. Geburtstag wurde der katholische Geistliche in München in der Katholischen Akademie in Bayern von mehr als 700 Gästen mit stehenden Ovationen bedacht, darunter mehrere amtierende und ehemalige Ministerpräsidenten der Union und Altbundeskanzler Helmut Kohl. Biser ist einer der einflussreichsten Theologen der Gegenwart.

 (DR)

In seiner Festrede dankte Kohl dem langjährigen Freund mit persönlichen Worten für dessen Treue und Verlässlichkeit. Biser sei ein "Pastor für jede Lebenslage", der zwar mit leiser Stimme spreche, aber sehr gut zuhören könne. Der Münchner Kardinal Friedrich Wetter hob hervor, als langjähriger Universitätsprediger habe Biser viele suchende Menschen in ihrem Glauben bestärkt und an ihren Zweifeln zweifeln lassen.

Bayerns Ministerpräsident Günther Beckstein sagte, Biser sei auf Vorstandssitzungen der CSU oft zitiert worden und habe damit, ohne es zu wissen, selbst auf die Tagespolitik eingewirkt.

Ausdrücklich würdigte Beckstein den Jubilar als überzeugten Europäer und Pazifisten und dessen Einsatz für ein friedliches Zusammenleben von Christen und Muslimen. Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) sagte, Bisers Werk sei politisch und persönlich Beispiel gebend.
Der evangelisch-lutherische Landesbischof in Bayern, Johannes Friedrich, dankte dem Theologen für ökumenisch weiterführende Impulse.

In seinen Dankesworten sagte Biser, es sei sein sehnlichster Wunsch, dass die Christen "Jesu Willen zu unzertrennlicher Verbundenheit zu dem ihren werden" ließen. Das Christentum sei immer noch unterwegs zu sich selbst. An der Feier nahmen auch Repräsentanten der Muslime in Deutschland und der islamisch-theologischen Fakultät der türkischen Universität Ankara teil, mit der die Eugen-Biser-Stiftung ein Dialogprogramm unterhält.

Biser stammt aus Oberbergen im Kaiserstuhl. Seine akademische Karriere führte ihn über mehrere Stationen 1974 als Nachfolger von Karl Rahner auf den renommierten Romano-Guardini-Lehrstuhl nach München. Der Theologe und Religionsphilosoph hat weit mehr als 100 Bücher verfasst. Im Zentrum seines Denkens steht die Botschaft von Gott als einem unbedingt liebenden Vater. Das Christentum gilt ihm nicht als ein dogmatisches Lehrgebäude, sondern als eine therapeutische Religion, die den Menschen von seiner Todesangst befreien kann.