Inzwischen gibt es schon vier Benedikt-Stiftungen

Die vielen Sachwalter des päpstlichen Erbes

Um das geistige Erbe eines Papstes sorgen sich viele schon zu dessen Lebzeiten. Das war bei Johannes Paul II. nicht anders als bei Benedikt XVI. In München wurde bereits die vierte Stiftung zur Pflege des Vermächtnisses von Joseph Ratzinger gegründet. Die Akteure verfolgen nicht die gleichen Ziele, aber um Mitstreiter und Geld bemühen sie sich alle. Gescheitert ist jedoch der Versuch an der Regensburger Universität einen Papst-Benedikt-Lehrstuhl einzurichten.

Autor/in:
Christoph Renzikowski
 (DR)

Die "Stiftung Geburtshaus Papst Benedikt XVI." in Marktl am Inn kann als Mutter all dieser Bestrebungen gelten. Sie wurde bereits im Dezember 2005 als kirchliche Stiftung öffentlichen Rechts errichtet. Die Initiative kam von wohlhabenden Verwandten des 1978 gestorbenen Kölner Kardinals Joseph Frings, der den damaligen Bonner Theologieprofessor Joseph Ratzinger als Berater zum Zweiten Vatikanischen Konzil (1962 bis 1965) mitnahm. Die privaten Stifter steuerten einen siebenstelligen Betrag zum Erwerb der Immobilie bei, die heute ein Begegnungszentrum und eine Dauerausstellung beherbergt. Kirchlicherseits federführend sind das Bistum Passau und das Erzbistum München und Freising.

Im Februar 2007 gab der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller bekannt, einen Papst-Benedikt-Lehrstuhl an der Universität Regensburg stiften zu wollen, um das akademische Lebenswerk des Papstes zu würdigen. Doch das Projekt kam wegen Differenzen mit der Hochschule nicht zustande. Auch der Schülerkreis Joseph Ratzingers führte Gespräche über eine Integration in den Lehrstuhl, entschied sich dann aber für einen anderen Weg. Schließlich gründete das Bistum Regensburg eine eigene Papst-Benedikt-Stiftung.

Inzwischen gibt es ein Papst-Benedikt-Institut am Regensburger Priesterseminar. Bischof Müller, so heißt es, habe mit päpstlichem Segen die Aufgabe übernommen, eine Gesamtausgabe der Schriften Joseph Ratzingers zu erarbeiten, die im Freiburger Herder-Verlag erscheinen soll. Das operative Geschäft liegt beim Institut, zu dessen Leiter Müller einen seiner Schüler, den Trierer Theologieprofessor Rudolf Voderholzer, ernannte.

Kurz vor Weihnachten trat in München eine Benedictus-Stiftung auf den Plan, die sich nicht nur die Verbreitung päpstlichen Gedankenguts im engeren Sinne, sondern ganz allgemein die Vermittlung christlich-abendländischer Werte auf die Fahnen geschrieben hat. Ideengeber ist der Vatikanjournalist und Jesuit Pater Eberhard von Gemmingen. Weitere Gründerväter sind Kardinal Friedrich Wetter, der bayerische Landtagspräsident Alois Glück und Benediktiner-Abtprimas Notker Wolf.

An der Gründungsversammlung nahmen rund 400 Gäste teil, darunter mehrere bayerische Benediktineräbte, Wissenschaftler, Politiker und katholische Adelige. Die Stiftung mit Sitz in München will mit hochkarätig besetzten Diskussionsforen auch in Berlin präsent sein und sucht laut Gemmingen noch weitere Unterstützer, die das derzeit sechsstellige Gründungskapital auf "eine oder mehrere Millionen" Euro aufstocken. Dazu baut man auch auf die Mitwirkung prominenter Unterhaltungskünstler und Fußballer.

Nur wenige Tage später wurde ebenfalls in München die "Joseph Ratzinger Papst Benedikt XVI.-Stiftung" errichtet. Hinter ihr steht der rund 40 Mitglieder zählende Ratzinger-Schülerkreis. Ihm geht es um die Pflege des theologisch-wissenschaftlichen Ertrags des einstigen Lehrmeisters. Geschäftsführer Wolfram Schmidt, Gymnasiallehrer in Kelheim, legt Wert auf die Feststellung, dass die Stiftung "vom Heiligen Vater mit persönlichem Schreiben autorisiert ist und von ihm unterstützt wird".

Nach Schmidts Angaben hat der Papst selbst den Namen der Stiftung bestimmt und Startkapital zur Verfügung gestellt.
Vorstandsvorsitzender ist der Schülerkreis-Sprecher Pater Stephan Otto Horn. Der Salvatorianer lehrte früher Fundamentaltheologie in Passau. Die Stiftung will der Erforschung und Verbreitung der Theologie und Spiritualität des Papstes und der Bewahrung seines Andenkens dienen.