In Berlin tagt der Weltbildungskongress - "Lehrer-Pisa" gefordert

Lehrer: "Helden des Alltags"

Bundespräsident Horst Köhler hat auf dem Weltbildungskongress in Berlin bessere Arbeitsbedingungen und mehr Unterstützung für Lehrer gefordert. Dabei gehe es nicht nur um die Bezahlung, sondern um angemessene Klassengrößen und nicht zuletzt auch um Wertschätzung, sagte Köhler am Sonntag zur Eröffnung des fünften Weltbildungskongresses in Berlin.

 (DR)

Mit seinen Worten hat der Bundespräsident den Lehrern in Deutschland die Anerkennung ausgesprochen, die viele Pädagogen in ihrem Alltag oft vermissen. Es sei ein Volkssport geworden, dumm über Schule und Lehrer daher zu reden, so Josef Kraus im domradio Interview. Dazu hätten natürlich auch die schwarzen Schafe beigetragen, die es in jedem Beruf gäbe, so Kraus weiter. Der Deutschlehrer leitet ein Gymnasium in Bayern und ist Präsident des Deutschen Lehrerverbandes.

Bildung ist der Schlüssel zu Wohlstand
Aber nicht nur die Situation in Deutschland hatte der Bundespräsident im Blick. Besonders im südlichen Afrika fehlen bis zum Jahr 2015 weit über zweieinhalb Millionen Lehrer. Köhler beklagte, dass das Menschenrecht auf Bildung in vielen Teilen der Welt noch nicht verwirklicht sei. Derzeit hätten weltweit fast 80 Millionen Kinder im Grundschulalter keinen Unterricht. Als Folge sei fast jeder fünfte Erwachsene weltweit Analphabet. "Das darf uns keine Ruhe lassen", sagte Köhler.

Er stellte sich ausdrücklich hinter das Milleniumsziel der Vereinten Nationen, bis 2015 allen Kindern die Teilnahme zumindest an einem Elementarunterricht zu ermöglichen. "Dieses Ziel ist erreichbar, wenn sich alle Beteiligten noch mehr anstrengen", sagte Köhler. Ermutigende Beispiele gebe es bereits. Hier müsse die von den Industrienationen zugesagte Aufstockung der Entwicklungshilfe zum Zuge kommen. Bildung sei der Schlüssel zum Wohlstand. Sie sei unverzichtbar, um den Teufelskreis der Armut aufzubrechen.

"Lehrer-Pisa" in Deutschland gefordert
Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) hat ein "Lehrer-Pisa". Damit solle auch die Arbeit der Lehrer überprüft werden, um die Qualität der Bildung zu verbessern, sagte der VBE-Bundesvorsitzende Ludwig Eckinger am Dienstag im Deutschlandradio Kultur. Er warf der Politik mangelndes Engagement für gute Bildung vor. Dies führe zu schlechten Rahmenbedingungen. Gemeinsam mit Schulpsychologen, Polizei und Kirchen müssten "Strukturen für die Sozialarbeit an Schulen" entwickelt werden.

Eckinger beklagte eine praxisferne Ausbildung der Pädagogen. Diese werde an Universitäten oft als "fünftes Rad am Wagen" behandelt. Die Folge sei ein mangelndes Selbstbewusstsein bei den Lehrern, was auch UN-Sonderberichterstatter Vernor Munoz in seinem Bericht über das deutsche Bildungssystem festgestellt habe.

Deutschen Bildungssystem diskriminierend
Munoz hatte im März dem deutschen Bildungssystem unter anderem Diskriminierung von sozial schwachen Schüler vorgeworfen. Auf dem Weltbildungskongress hatte der UN-Sonderberichterstatter angekündigt, die Bundesrepublik weiter kritisch im Blick behalten zu wollen.

Der 5. Weltbildungskongress tagt noch bis Donnerstag in Berlin. Rund 1700 Pädagoginnen und Pädagogen, Wissenschaftler und Bildungsgewerkschafter aus 161 Ländern nehmen teil.