Schavan eröffnet Jahr der Geisteswissenschaften

Das "ABC der Menschheit"

Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) hat das Jahr der Geisteswissenschaften 2007 offiziell eröffnet. Diese machten die Welt begreifbar und vermittelten zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, betonte sie am Donnerstagabend im Berliner Martin-Gropius-Bau. Das Leitthema des Jahres "Die Geisteswissenschaften. ABC der Menschheit" stelle die Sprache in den Mittelpunkt.

 (DR)

2008 kommt "Mathe"
Zugleich startete das Ministerium eine verstärkte Projektförderung geisteswissenschaftlicher Forschung. Für 2008 kündigte Schavan als Themenschwerpunkt bereits die Mathematik als Sprache der Naturwissenschaften an.

Träger der seit 2000 üblichen Wissenschaftsjahre sind das Forschungsministerium und die Initiative "Wissenschaft im Dialog". Sie wollen wissenschaftliche Leistungen stärker in die breite Gesellschaft tragen. Veranstaltungen, Wettbewerbe, Buchstaben-Installationen im öffentlichen Raum und eine Plakatkampagne sollen die Geisteswissenschaften 2007 in den Blick der Öffentlichkeit rücken.

Gegen kritische Einwände
Schavan mahnte die Geisteswissenschaften, mutiger und selbstbewusster ihren Nutzen für die Gesellschaft herauszustellen. Der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Peter Strohschneider, kritisierte eine deutlich schlechtere Ausstattung der Geisteswissenschaften gegenüber anderen Disziplinen. Die Geisteswissenschaftler stellten nur zehn Prozent der Lehrenden an den Universitäten und verfügten auch nur über zehn zehn Prozent der Ressourcen. Sie unterrichteten aber mehr als ein Viertel aller Studenten.

Der bildungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Jörg Tauss, beklagte derweil Einsparungen an den Hochschulen im Bereich der Geistes- und Sozialwissenschaften. Angesichts einer Profilbildung zu Gunsten von Natur- und Ingenieurwissenschaften kämen sie verstärkt unter Druck. Dabei hätten Geistes- und Sozialwissenschaften zentrale gesellschaftliche Bedeutung.

Schavan wandte sich erneut indirekt gegen Kritik, dass es unter den Wissenschaftsjahren zwar thematische Schwerpunkte für einzelne naturwissenschaftliche Fachbereiche wie Physik und Chemie gab, nun aber die Geisteswissenschaften insgesamt zum Thema werden. Die Organisatoren hätten sich bewusst für die Geisteswissenschaften als Ganzes entschieden und präsentierten dafür ein buntes, vielfältiges und spannendes Jahr, meinte sie. Die Geisteswissenschaften reflektierten und buchstabierten nicht nur das ABC der Menschheit, "sie schreiben auch die Grammatik des Lebens." Zugleich warb die CDU-Politikerin für kleine Fächer. Ein Fach wie Afrikanistik dürfe nicht als Orchideenfach abgestempelt werden, mahnte sie und verwies auf das Potenzial, das im afrikanischen Kontinent stecke.

Initiative "Freiraum für die Geisteswissenschaften"
Zum Auftakt des Wissenschaftsjahres startete das Forschungsministerium die Initiative "Freiraum für die Geisteswissenschaften". Bis zum Jahr 2009 will es rund 64 Millionen Euro vor allem für Internationale Forschungskollegs zur Verfügung stellen. Für das Aktion des Wissenschaftsjahres gibt das Ministerium 6 Millionen Euro aus. Schavan stellte eine Reihe von Plakatmotiven vor, die bundesweit zu sehen sein sollen.

Als Höhepunkte des Wissenschaftsjahres 2007 sind der Wissenschaftssommer in Essen im Juni sowie Veranstaltungen beim Deutschen Germanistentag im September in Marburg oder bei den Münchner Wissenschaftstagen im Oktober angekündigt. Zudem soll das Ausstellungsschiff MS Wissenschaft über 30 Städte in Deutschland besuchen. Ziel des Jahres ist eine langfristige Stärkung der Geisteswissenschaften auf nationaler und internationaler Ebene.