Theologe Jan Loffeld hat vor einer zunehmenden Instrumentalisierung von Religion gewarnt. Glaube werde zunehmend politisch oder medial funktionalisiert, sagte Loffeld dem Portal kath.ch am Montag. "Neu ist das Phänomen der identitären Inanspruchnahme religiöser Inhalte und deren Gebrauch für nationalistische oder andere politische Ideen." Die Entwicklung dürfe man jedoch nicht mit einem aktiven Glauben und dem Bekenntnis dazu verwechseln.
Desweiteren beobachtet Loffeld eine neue religiöse Sichtbarkeit in digitalen Räumen. Über soziale Netzwerke und die Arbeit sogenannter Christfluencer entstehe zwar Präsenz, aber kaum Tiefe, so der Theologe. Dort werde "meistens ein sehr unterkomplexer und selektiver Glaube 'verkauft'". Diese Formen müssten kritisch begleitet werden.
Loffeld: Theologie in der Pflicht
Die Theologie müsse solche Entwicklungen reflektieren, fordert der Wissenschaftler. Insbesondere gehe es darum, "illegitime Inanspruchnahmen oder unterkomplexer Deutungen - etwa theologischer Begriffe oder biblischer Geschichten" offenzulegen und einzuordnen. Das sei besonders für Kirchengemeinden und die kirchliche Jugendarbeit relevant, weil Seelsorgende zunehmend mit Menschen konfrontiert seien, die ihre religiösen Fragen aus digitalen und politischen Kontexten mitbringen.
Daher mahnt Loffeld zur Vorsicht gegenüber identitären Verkürzungen des Christentums. Aufgabe der Kirche sei es nicht, religiöse Identität gegen andere in Stellung zu bringen, sondern den Glauben so zu erzählen, dass er einen Mehrwert habe.
Jan Loffeld wurde in Deutschland geboren und ist Professor für Praktische Theologie an der Tilburg University School of Catholic Theology in Utrecht.