Mit Blick auf die Landtagswahl 2026 in Sachsen-Anhalt warnt der mitteldeutsche Landesbischof Friedrich Kramer eindringlich vor der AfD.
"Ich befürchte etwas, manche ahnen noch gar nicht, was die AfD als Regierungspartei bedeuten würde, obwohl man das in anderen Ländern mit rechtspopulistischen Regierungen ja sehen kann", sagte er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Montag in Magdeburg.
"Wenn es ganz ungünstig kommt, weil mehrere kleine Parteien an der 5-Prozent-Hürde scheitern, besteht die Gefahr einer realen Machtübernahme durch die AfD. Das wäre ein Desaster."
In Sachsen-Anhalt sind am 6. September Landtagswahlen. In Wahlumfragen lag die AfD zuletzt mit 40 Prozent weit vor allen anderen Parteien. Der Verfassungsschutz stuft den Landesverband als gesichert rechtsextrem ein.
Mittelkürzungen und Antikirchlichkeit
Kramer vermutet, dass eine AfD-Regierung Mittel in wichtigen Bereichen drastisch kürzen werde, etwa bei der Kultur, der Behindertenarbeit, der Eingliederungshilfe. "Und wir sehen bei der AfD in Sachsen-Anhalt eine starke Antikirchlichkeit. In dieser Weise kannten wir das nicht. Allenfalls aus dem Kirchenkampf in den 1950er Jahren."
In der klaren Positionierung der Kirchen gegen die AfD sieht Kramer keine Bevormundung der Kirchenmitglieder bei ihrer Wahlentscheidung, vielmehr gäben die Kirchen Orientierung:
"Unsere Aufgabe als Kirchen ist nicht, den Menschen zu sagen, welche Partei sie wählen sollen oder nicht. Aber sie sollten wissen, wenn sie eine bestimmte Partei wählen, was sie da tun."
Verschärfung des Pflegenotstands
Auch müsse man sehen, dass sich manche Probleme mit einer AfD-Regierung vermutlich massiv verstärken würden, so Kramer. Er verwies auf das Beispiel Pflege, wo händeringend internationale Fachkräfte angeworben würden.
"Wenn dann diese Partei an die Macht käme, würde sich das Fachkräfteproblem brachial und rasend schnell verschärfen. Da muss niemand re-migriert werden, da werden die ausländischen Fachkräfte einfach gehen", sagte Kramer.
"Wer will denn in einem Land leben, wo einem die Regierung so begegnet? Ich glaube, die vielfältigen negativen Auswirkungen unterschätzen viele."