Patriarch Pizzaballa warnt in Bethlehem vor Realitätsflucht

Weihnachten als "Schule der Verantwortung"

Weihnachten geschah in einer realen Wirklichkeit - deshalb dürfe man auch heute nicht der Versuchung nachgeben, der Realität zu entfliehen, sagte Patriarch Pizzaballa an Heiligabend in Bethlehem.

Kardinal Pierbattista Pizzaballa wird am 24. Dezember 2025 in Betlehem von Gläubigen und Pilgern empfangen. / © Mamoun Wazwaz (dpa)
Kardinal Pierbattista Pizzaballa wird am 24. Dezember 2025 in Betlehem von Gläubigen und Pilgern empfangen. / © Mamoun Wazwaz ( dpa )

Zwischen dem Bethlehem zur Zeit der Geburt Jesu und dem heutigen Bethlehem gibt es nach Worten des Lateinischen Patriarchen von Jerusalem, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, viele Gemeinsamkeiten. "Wie damals ist auch heute die Geschichte geprägt von Dekreten, politischen Entscheidungen und Machtverhältnissen, die oft das Schicksal der Völker zu bestimmen scheinen", predigte der ranghöchste Katholik im Heiligen Land in der Mitternachtsmesse in der Katharinenkirche in Bethlehem. Das Heilige Land sei Zeuge dafür, wie Entscheidungen der Mächtigen konkrete Auswirkungen auf das Leben von Millionen von Menschen hätten.

Mit dieser Erkenntnis hört Weihnachten für den italienischen Ordensmann jedoch nicht auf. An Weihnachten habe Gott die Welt nicht aufgegeben, sondern bis zum Äußersten geliebt, indem er in die "Nacht der Menschheit" eingetreten sei. "Seit diesem Moment ist die Geschichte es immer wert, gelebt zu werden, denn in ihr wurde ein unbesiegbarer Same des Friedens gesät."

"Schule der Verantwortung"

Damit werde Weihnachten zu einer "Schule der Verantwortung", der Realität nicht zu entfliehen, sondern durch Gesten, Worte und Entscheidungen den Frieden zu fördern. Weihnachten in Bethlehem zu feiern, bedeute anzuerkennen, dass Gott ein reales Land gewählt habe, das von Wunden und Erwartungen geprägt sei. "Die Heiligkeit der Orte koexistiert mit noch offenen Wunden", so Pizzaballa. Schwere Jahre des Krieges, der Gewalt und der Zerstörung machten den Neuanfang und Wiederaufbau mühsam. Dennoch müssten "mit Nachdruck" Gerechtigkeit und Versöhnung gefordert werden, damit Frieden nicht nur ein Traum bleibe.

Quelle:
KNA