Bischof Neymeyr erhält Ehrung der jüdischen Landesgemeinde Thüringen

"Für ehrliche Freundschaft"

Die Jüdische Landesgemeinde Thüringen ehrt Bischof Ulrich Neymeyr mit ihrem Freundschaftspreis für die symbolträchtige Freundschaft, die er mit ihr pflegt. Damit soll sein langjähriger Einsatz für das jüdische Leben gewürdigt werden.

Bischof Ulrich Neymeyr / © Dominik Wolf (KNA)
Bischof Ulrich Neymeyr / © Dominik Wolf ( KNA )

Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr ist am Wochenende mit dem Freundschaftspreis der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen ausgezeichnet worden. Der Vorsitzende der Jüdischen Landesgemeinde, Reinhard Schramm, überreichte bei einer Chanukka-Feier dem überraschten und sichtlich gerührten Bischof eine Miniatur-Nachbildung der Großen Erfurter Synagoge, die während der Reichspogromnacht am 9. November 1938 vollständig zerstört wurde, wie das Bistum Erfurt mitteilte.

Reinhard Schramm, Landesvorsitzender der Jüdischen Landesgemeinde von Thüringen / © Bodo Schackow (dpa)
Reinhard Schramm, Landesvorsitzender der Jüdischen Landesgemeinde von Thüringen / © Bodo Schackow ( dpa )

"Durch Ihr langjähriges Engagement für jüdisches Leben in Thüringen und Ihr glaubwürdiges Eintreten gegen jede Form des Antisemitismus ist zwischen uns ein besonderes Vertrauensverhältnis gewachsen. Wir danken Ihnen für Ihre ehrliche Freundschaft, die sich nach dem 7. Oktober 2023 besonders bewährt hat", sagte Schramm.

Vielfältiger Einsatz

Er würdigte den Beitrag Neymeyrs zum Themenjahr "Neun Jahrhunderte Jüdisches Leben in Thüringen", das 2020/21 stattfand und in dessen Rahmen die beiden Kirchen der Jüdischen Landesgemeinde eine teils in Thüringen öffentlich geschriebene neue Tora-Rolle schenkten. Schramm hob ferner Neyrmeyrs Verdienste um den - vorerst wegen der niedrigen Geburtenzahlen verschobenen - Neubau eines jüdisch-katholischen Kindergartens in Erfurt und die kritische Auseinandersetzung mit den antijüdischen Darstellungen im Erfurter Dom hervor.

Bischof Neymeyr, der in der Deutschen Bischofskonferenz für die religiösen Beziehungen zum Judentum zuständig ist, dankte der Jüdischen Landesgemeinde herzlich für die unerwartete Würdigung. Dass in Thüringen zwischen Juden und Christen ein besonders enges und vertrauensvolles Miteinander bestehe, habe er schon bei seiner Einführung als Bischof von Erfurt im Jahr 2014 gespürt: "Dort saß der Vorsitzende im Gottesdienst, obwohl Schabbat war." Schabbat ist der jüdische Ruhetag. 

Für ihn sei jüdisches Leben in Thüringen eine Selbstverständlichkeit, so Neymeyr: "Als katholische Kirche stehen wir fest an der Seite der Jüdischen Gemeinde. Für uns muss klar sein: Wer Jüdinnen und Juden angreift, der greift unsere älteren Geschwister an."

Juden in Deutschland

Jüdisches Leben auf dem Gebiet der Bundesrepublik gibt es seit mehr als 1.700 Jahren. Der älteste schriftliche Nachweis stammt aus dem Jahr 321 aus Köln. Vor der nationalsozialistischen Machtergreifung lebten 1933 auf dem Gebiet des Deutschen Reiches rund 570.000 Juden. In der Folge des Holocaust wurden etwa 180.000 von ihnen ermordet, sehr viele flohen. 1950 gab es nur noch etwa 15.000 Juden in Deutschland. Eine Zukunft jüdischen Lebens im Land der Täter schien unwahrscheinlich und war innerjüdisch umstritten.

Ein jüdischer Mann mit einer Kippa / © Nelson Antoine (shutterstock)
Ein jüdischer Mann mit einer Kippa / © Nelson Antoine ( shutterstock )
Quelle:
KNA