Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr ist am Wochenende mit dem Freundschaftspreis der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen ausgezeichnet worden. Der Vorsitzende der Jüdischen Landesgemeinde, Reinhard Schramm, überreichte bei einer Chanukka-Feier dem überraschten und sichtlich gerührten Bischof eine Miniatur-Nachbildung der Großen Erfurter Synagoge, die während der Reichspogromnacht am 9. November 1938 vollständig zerstört wurde, wie das Bistum Erfurt mitteilte.
"Durch Ihr langjähriges Engagement für jüdisches Leben in Thüringen und Ihr glaubwürdiges Eintreten gegen jede Form des Antisemitismus ist zwischen uns ein besonderes Vertrauensverhältnis gewachsen. Wir danken Ihnen für Ihre ehrliche Freundschaft, die sich nach dem 7. Oktober 2023 besonders bewährt hat", sagte Schramm.
Vielfältiger Einsatz
Er würdigte den Beitrag Neymeyrs zum Themenjahr "Neun Jahrhunderte Jüdisches Leben in Thüringen", das 2020/21 stattfand und in dessen Rahmen die beiden Kirchen der Jüdischen Landesgemeinde eine teils in Thüringen öffentlich geschriebene neue Tora-Rolle schenkten. Schramm hob ferner Neyrmeyrs Verdienste um den - vorerst wegen der niedrigen Geburtenzahlen verschobenen - Neubau eines jüdisch-katholischen Kindergartens in Erfurt und die kritische Auseinandersetzung mit den antijüdischen Darstellungen im Erfurter Dom hervor.
Bischof Neymeyr, der in der Deutschen Bischofskonferenz für die religiösen Beziehungen zum Judentum zuständig ist, dankte der Jüdischen Landesgemeinde herzlich für die unerwartete Würdigung. Dass in Thüringen zwischen Juden und Christen ein besonders enges und vertrauensvolles Miteinander bestehe, habe er schon bei seiner Einführung als Bischof von Erfurt im Jahr 2014 gespürt: "Dort saß der Vorsitzende im Gottesdienst, obwohl Schabbat war." Schabbat ist der jüdische Ruhetag.
Für ihn sei jüdisches Leben in Thüringen eine Selbstverständlichkeit, so Neymeyr: "Als katholische Kirche stehen wir fest an der Seite der Jüdischen Gemeinde. Für uns muss klar sein: Wer Jüdinnen und Juden angreift, der greift unsere älteren Geschwister an."