DOMRADIO.DE: Was steckt hinter dem Brauch der Barbarazweige?
Schwester Christa (Benediktinerin in der Abtei zur Heiligen Maria in Fulda): Das geht auf die Legende der Heiligen Barbara zurück. Nach dieser hat sich ein kahler Kirschzweig in die Kleidung der Heiligen Barbara verfangen, als sie in den Kerker geführt worden war. Den Kirschzweig benetzte sie immer mit Trinkwasser. Als sie zur Hinrichtung geführt wurde, stand der Kirschzweig schließlich voller Blüten.
DOMRADIO.DE: Welche Zweige kann man denn für den Barbarazweig eigentlich nehmen?
Schwester Christa: Am besten gehen Kirschzweige, das haben wir bei uns in der Benediktinerinnenabtei ausprobiert. Es gehen aber auch Pflaumen und Pfirsiche sehr gut. Man kann aber auch Forsythien oder sommerblühende Sträucher nehmen. Äpfel sind nicht so gut, da kommt das Grün zuerst.
DOMRADIO.DE: Was sollte man beachten, wenn man die Zweige abschneidet?
Schwester Christa: Die Zweige sollte man möglichst schräg, mit einer großen Schnittfläche, schneiden. Den Zweig sollte man zuerst in lauwarmes Wasser stellen – am besten in einem Raum, der nicht ganz so warm ist. Erst nach so zwei Wochen sollte der Zweig in das richtig warme Wohnzimmer. Und dann sollte man darauf achten, dass das Wasser immer wieder erneuert wird, damit es frisch bleibt.
DOMRADIO.DE: Damit die Barbarazweige an Weihnachten aufblühen, ist der sogenannte Kältereiz wichtig. Was hat es damit auf sich?
Schwester Christa: Unsere heimischen Gehölze brauchen unbedingt eine Reihe kühlerer oder kälterer Temperaturen mit zwei bis minus vier Grad, noch besser ist richtiger Frost. Erst dann lassen sich die Blüten durch Zimmerwärme aus den schützenden Knospen rauslocken. Es gibt Jahre, in denen es bis zum Barbaratag noch gar nicht richtig kalt war. Dann klappt das mit den Blüten oft nicht. In diesem Jahr war es im November aber kalt genug, deshalb müsste es mit den Blüten an Weihnachten klappen.
DOMRADIO.DE: Haben Sie einen Trick, was man machen kann, wenn es bis zum Barbaratag noch nicht kalt genug gewesen ist?
Schwester Christa: Man kann die Knospen überlisten, wenn man sie nach dem Schneiden zwei bis drei Tage in die Gefriertruhe legt. Danach müssen sie für eine Woche in einen kühlen Raum und dann müsste das klappen. Denn dann "denken" diese Zweige, es wäre schon kalt gewesen, und sie dürfen austreiben. In der Natur dürften sie das noch nicht, weil sie dann im Winter erfrieren würden.
DOMRADIO.DE: Stellen Sie auch in ihrer Benediktinerinnenabtei Barbarazweige in die Vase?
Schwester Christa: Oh ja. Die Zweige haben wir auch schon gestern geschnitten. Das darf man eigentlich nicht, aber auf einen Tag kommt es ja nicht an.
Das Interview führte Hilde Regeniter.