DOMRADIO.DE: Wie kann man dekorieren, ohne dass gleich wieder Plastikmüll anfällt?
Barbara Fröde-Thierfelder (Team Klima und Kirche im Erzbistum Köln): Das Einfachste wäre, das zu verwenden, was man bereits besitzt. Bei uns in der Familie ist dabei etwas Nettes passiert: Ich habe erst nur ein Engelchen besessen, mittlerweile sind es 25. Viele haben mir ihre Engelchen gegeben. Und so sammelt man eben etwas an, was einem gefällt und man muss nichts Neues kaufen. Ich glaube, das ist die einfachste Möglichkeit, Müll zu vermeiden.
DOMRADIO.DE: Im Advent holen sich viele Tannenzweige ins Haus. Sie haben da aber eine andere Idee.
Fröde-Thierfelder: Ich heiße ja Barbara und habe diese Woche am 4. Dezember meinen Namenstag. Traditionell wird an diesem Tag der Barbarazweig geschnitten. Meistens sind das Kirschzweige oder Forsythien, die man im Wohnzimmer in warmes Wasser stellt. Dann kann ich jeden Tag ganz aufgeregt gucken gehen, was mit dem Zweig passiert und kurz vor Heiligabend hat er tatsächlich meistens eine Blütenpracht. Damit haben Sie etwas Schönes, Lokales bei sich stehen und überhaupt keinen Transport verursacht.
DOMRADIO.DE: Was sollte man dagegen unbedingt lassen?
Fröde-Thierfelder: Ein Weihnachtsbaum von weit her zu kaufen, ist totaler Quatsch. Genauso Glitzerspray, weil das Grün danach Rest- statt Biomüll ist. Und Lichterketten mit Batteriebetrieb finde ich auch nicht cool. Stattdessen kann man Lichterketten mit Solarzelle verwenden.
DOMRADIO.DE: Früher war die Adventszeit eine Fastenzeit. Das ist schon lange nicht mehr so, eher im Gegenteil. Geht es auch am Kaffeetisch lecker, fair und klimafreundlich?
Fröde-Thierfelder: Na klar geht das. Ich bin sicherlich nicht die Einzige, die gerne selber backt. Eine gute Orientierung ist, Bio-Mehl zu kaufen, oder auch fair gehandelten Kaffee. Neu entdeckt habe ich Kerzen aus Resten der Olivenöl-Produktion. Die sind nicht besonders teuer, deutlich günstiger als Bienenwachs und total klimafreundlich, weil sie nicht aus Erdöl-Produkten bestehen. Die Kerzen gibt es in jedem Drogeriemarkt, habe ich recherchiert.
DOMRADIO.DE: Und wer nicht selbst backen will, findet oft in Kirchengemeinden tolle Alternativen...
Fröde-Thierfelder: Ich finde, Nachhaltigkeit ist auch ein soziales Anliegen. Es geht dabei um Gemeinschaft, um das Zusammensein. Bei uns im Ort hat die KfD zum Beispiel einen Adventsmarkt gemacht, wo man Kaffee trinken und Plätzchen, die die Damen gebacken haben, mit nach Hause nehmen konnte. Wer also nicht backen will, findet vielleicht dort etwas, auch ohne Plastik und schön verpackt.
DOMRADIO.DE: Haben Sie auch einen Tipp für alle, die nicht nur Plätzchen knabbern wollen?
Fröde-Thierfelder: Eine tolle nachhaltige Sache ist, Sachen auszuleihen. Man kann sich für einen Adventssonntag etwa ein Spiel ausleihen, zum Beispiel in der Katholischen Öffentlichen Bücherei, die fast jede Kirchengemeinde im Erzbistum betreibt – oder in einer anderen Bücherei. Das gehört auch dazu: Nachhaltigkeit ist eine Frage von Gemeinschaft und man soll es auch schön dabei haben und sich daran freuen, was man tut. Und das wünsche ich Ihnen und allen für diese Adventszeit.
Das Interview führte Hilde Regeniter.