"Durch das Beten bleibe ich jung", sagt Pfarrer Bruno Kant - mit 109 Jahren der älteste Mann Deutschlands. Er betet täglich, liest in seinem Brevier, dem Gebetsbuch für katholische Priester - und löst Sudoku-Rätsel, wie er jetzt dem Portal katholisch.de berichtete.
"Ich hatte immer einen starken Glauben", sagt Kant, der am 26. Februar 110 Jahre alt werden wird. Zugleich frage er sich immer noch, warum "der liebe Gott so viel Unsinn, Unglück und Bosheit in der Welt zulassen kann". Betreut von seiner Familie und einer Pflegerin lebt Kant im Pfarrhaus im osthessischen Löschenrod bei Fulda.
Rückkehr aus russischer Gefangenschaft
Kant kam am 26. Februar 1916 im damals westpreußischen Werblin (heute: Werblinia) zur Welt - noch während des Ersten Weltkriegs. 1934 machte er in Danzig (Gdansk) Abitur. Er begann an der Universität Freiburg ein Philosophie- und Theologiestudium, das er wegen des Zweiten Weltkriegs unterbrechen musste. 1943 wurde er zur Wehrmacht einberufen. Er musste an die Ostfront und kam in russische Gefangenschaft. Die vier Jahre auf der Insel Krim habe er nur knapp überlebt. Er sei "abgemagert wie ein Skelett" nach Deutschland zurückgekehrt, berichtet Kant im Gespräch mit katholisch.de.
Nach dem Krieg kam er nach Hessen und entschied sich Pfarrer zu werden - um die Welt nach den Schrecken des Kriegs "vielleicht ein bisschen zu verbessern", wie er sagt. Ohne Glauben sei ihm das Leben sinnlos erschienen. "Ich habe immer an den Herrgott geglaubt, weil mir das Sinn und Hoffnung gegeben hat."
"Jetzt ist es genug"
Er habe es sich nicht ausgesucht, so alt zu werden, sagt Kant. "Aber ich verdanke dem Herrgott alles, auch, dass ich noch da bin." In dem Gespräch sagt er zum Abschied aber auch, dass er jetzt immer mit seinem Tod rechne. "Ich bin nicht mehr weit davon entfernt. Jetzt ist es genug."
Bis zu seinem Ruhestand 1991 war Kant im Bistum Fulda in verschiedenen Gemeinden als Seelsorger und Pfarrer tätig. Zuletzt als Ruhestandsgeistlicher in Löschenrod, wo er bis heute lebt. Kant ist heute der älteste Mann Deutschlands. Altersforscher gehen davon aus, dass noch einige wenige, genauso alte oder etwas ältere Frauen in Deutschland leben.