Pfarrer Égide Muziazia, der vor gut einem Jahr wegen rassistischer Anfeindungen an die Öffentlichkeit gegangen ist, beklagt einen in der ganzen Gesellschaft erkennbaren Wandel: "Rassismus ist längst kein Randphänomen mehr, sondern eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung", sagte er am Mittwoch in einem Beitrag des Deutschlandfunk. Dieser Herausforderung sei auch die Kirche ausgesetzt.
Muziazia leitete seit 2023 die Pfarrei Sankt Vitus im niederrheinischen Emmerich-Elten, bis er dort auf der Straße massiv rassistisch angefeindet und bespuckt wurde. "Als ich dann festgestellt habe, dass es wirklich Rassismus ist, habe ich auch eine Anzeige erstattet, die bis heute folgenlos geblieben ist", sagt Muziazia. Die Staatsanwaltschaft Kleve habe das Verfahren wegen mangelnden öffentlichen Interesses eingestellt und ein Schiedsverfahren vorgeschlagen.
Mehr als ein Jahr, nachdem er seinen Fall öffentlich gemacht hat, ist er froh über diesen Schritt. Der promovierte katholische Theologe, der aus dem Kongo stammt, lebt schon seit fast 20 Jahren in Deutschland. Während seiner Zeit in der Nähe von Bonn habe er nie Rassismus erfahren.
Die Mehrheit hat geschwiegen
Muziazias Freund, der nigerianischstämmige Pfarrer Thaddeus Eze, äußerte sich im Radiobeitrag enttäuscht über das Vorgehen der Behörden. "Nächstes Mal, wenn jemand anderem etwas passiert, glaubst du, dass er nochmal zur Polizei gehen soll? Das bringt nichts", erklärt er. Doch habe ihn besonders geschockt, dass die Menschen in Muziazias Gemeinde nicht für ihn eingetreten seien. "Ja, viele hatten Angst. Angst vor diesen Leuten, das ist das Problem. Die schweigende Mehrheit", sagt Eze. Die Mehrheit sei zwar auf der Seite Muziazias gewesen, habe aber geschwiegen.
Égide Muziazia ist nach seinen Erfahrungen in Emmerich in eine Gemeinde im Außenbezirk von Münster gewechselt. Dort gefalle es ihm. Er sei Mitglied im Schützenverein und fühle sich schon nach kurzer Zeit gut integriert. Gut getan habe ihm in der schweren Zeit die große Unterstützung des Bistums Münster.