Papst warnt vor KI-Einsatz in Medizin auf Kosten der Menschenwürde

"Das Menschliche nicht vergessen"

Papst Leo XIV. ist selbst Naturwissenschaftler. Er hat schon mehrfach seit seinem Amtsantritt über Chancen und Risiken der Künstlichen Intelligenz gesprochen. Mediziner erinnerte er nun an die Ethik ihres Berufsstands.

Symbolbild Künstliche Intelligenz / © Miriam Doerr Martin Frommherz (shutterstock)
Symbolbild Künstliche Intelligenz / © Miriam Doerr Martin Frommherz ( shutterstock )

Papst Leo XIV. hat dazu aufgerufen, trotz Chancen der digitalen Revolution die ethischen Grundsätze der Medizin nicht zu vernachlässigen. 

"Wir interagieren heute mit Maschinen fast wie mit Gesprächspartnern und laufen Gefahr, die Gesichter der Menschen um uns herum zu übersehen und das Menschliche zu vergessen", sagte er am Montag im Vatikan vor Teilnehmern eines Kongresses zum Thema Medizin und Künstliche Intelligenz (KI).

Papst Leo XIV. / © Gregorio Borgia/AP (dpa)
Papst Leo XIV. / © Gregorio Borgia/AP ( dpa )

"Es ist leicht zu erkennen, welch zerstörerisches Potenzial Technologie und sogar medizinische Forschung entfalten können, wenn sie in den Dienst antihumaner Ideologien gestellt werden", mahnte er.

Die Geschichte zeige, dass die zur Verfügung stehenden Werkzeuge das Leben von Einzelnen und ganzen Völkern in verheerendem Ausmaß beeinflussen könnten. "Doch wenn sie richtig genutzt und in den wahren Dienst des Menschen gestellt werden, können sie auch tiefgreifend positiv und heilsam wirken", sagte der Papst.

Wirtschaftliche Interessen der medizinischen Forschung

Ärztinnen und Ärzte sowie alle, die mit KI arbeiten, trügen eine besondere Verantwortung, vor allem in Bezug auf die verletzlichsten Menschen, hob Leo XIV. hervor. Technologische Hilfsmittel dürften die persönliche Beziehung zwischen Patient und Arzt nicht ersetzen, vielmehr sollten sie menschliche Fürsorge und zwischenmenschliche Beziehungen stärken.

"Angesichts der oft enormen wirtschaftlichen Interessen in Medizin und Technologie und der damit verbundenen Kämpfe um Einfluss und Kontrolle ist es entscheidend, eine breite Zusammenarbeit unter allen, die im Gesundheitswesen und in der Politik tätig sind, zu fördern - über nationale Grenzen hinaus", betonte der Papst. 

Er äußerte sich vor Teilnehmern des Internationalen Kongresses der Päpstlichen Akademie für das Leben zum Thema "Künstliche Intelligenz und Medizin: Die Herausforderung der menschlichen Würde", der bis Mittwoch in Rom tagt.

Was ist Künstliche Intelligenz?

Der Begriff Künstliche Intelligenz (KI) wurde vor mehr als 60 Jahren geprägt durch den US-Informatiker John McCarthy. Er stellte einen Antrag für ein Forschungsprojekt zu Maschinen, die Schach spielten, mathematische Probleme lösten und selbstständig lernten. Im Sommer 1956 stellte er seine Erkenntnisse anderen Wissenschaftlern vor. Der britische Mathematiker Alan Turing hatte sechs Jahre zuvor bereits den "Turing Test" entwickelt, der bestimmen kann, ob das Gegenüber ein Mensch ist oder eine Maschine, die sich als Mensch ausgibt.

Symbolbild Künstliche Intelligenz / © maxuser (shutterstock)
Symbolbild Künstliche Intelligenz / © maxuser ( shutterstock )
Quelle:
KNA