Die Kirchen tragen nach Ansicht der Ostbeauftragten der Bundesregierung, Elisabeth Kaiser (SPD), entscheidend zu demokratischer Stabilität bei und stiften Gemeinschaft jenseits von Diskursblasen.
"Ich beobachte, wie stabilisierend kirchliche Netzwerke auch heute noch sein können. Als Arbeitgeber im sozialen Bereich der Pflege oder der Betreuung ist die Kirche nicht wegzudenken. Und sie stiftet Gemeinschaft", sagte Kaiser beim Jahresempfang der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) am Mittwochabend in Berlin. Zudem dankte sie den Kirchen, dass sie klar auf der Seite der Demokratie stünden: "Sie werden so dringend gebraucht."
"Außerhalb von Familienverbänden fällt mir kein anderer Ort ein, an dem alle Generationen so regelmäßig zusammenkommen und Gemeinschaft erleben. Rund um den Gottesdienst treffen Menschen aufeinander, die im normalen Leben eigentlich kaum Berührungspunkte miteinander haben", führte Kaiser aus. Das sei besonders wichtig in einer Zeit, in der man sich um den gesellschaftlichen Zusammenhalt durchaus Sorgen machen müsse.
Die lebendigen, diskursfreudigen Kirchgemeinden sind ein ganz wichtiger Bestandteil unserer lebendigen Demokratie. Ich möchte Sie ermutigen, auch weiterhin diese Kontroversen nicht zu scheuen." Kaiser rief die Kirchen auf, sich auch weiterhin lautstark in die gesamtgesellschaftlichen Debatten einzumischen.
Glaube im Elternhaus kein Thema
"Ich möchte Ihnen sehr herzlich dafür danken, dass Sie mit Ihrer Arbeit solche offenen Orte der Gemeinschaft, des Austausches und auch der Spiritualität schaffen", sagte die 38-Jährige. Sie selbst stamme aus einem Elternhaus, in dem Glaube kein Thema gewesen sei.
"Spirituellen Halt habe ich persönlich in der Kirche nicht gesucht. Aber ich bin vielen praktizierenden Christen immer wieder begegnet, die mich sehr beeindruckt haben. Weil sie aus ihrem Glauben einen Wertekompass ableiten, den ich teile: den Menschen zugewandt, solidarisch und empathisch."