Gottes mütterliche Seite wurde laut Theologe Munsterman oft vergessen

Weibliches Gottesbild weitgehend verdrängt

Das Glaubensdikasterium rät davon ab, Maria als "Miterlöserin" zu titulieren. In der Debatte betont der niederländische Theologe Hendro Munsterman die oft vergessene mütterliche Seite Gottes, wie sie die Bibel bezeugt.

Die Fatima-Lichterprozession am Sonntag, dem 6. Oktober 2024 in Köln der Initiative Deutschland betet Rosenkranz e. V. mit Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki. / © Beatrice Tomasetti (DR)
Die Fatima-Lichterprozession am Sonntag, dem 6. Oktober 2024 in Köln der Initiative Deutschland betet Rosenkranz e. V. mit Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki. / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Gegenüber der italienischen Zeitung La Repubblica erklärte Hendro Munsterman am Mittwoch, dass manche überhöhten Mariendarstellungen letztlich darauf zurückzuführen seien, dass das weibliche Gottesbild weitgehend verdrängt worden sei. "Gott ist Vater, aber die Bibel bezeugt auch eine mütterliche Seite Gottes", sagte Munsterman.

In diesem Zusammenhang verwies er auf Johannes Paul I., der sagte, Gott sei Vater, aber auch Mutter. "Wenn man sich irrt über das, was Gott ist, fühlt man sich veranlasst, Maria göttliche Titel und Funktionen zuzuschreiben, die nicht ihre sind", so der Theologe und Journalist, der ein Buch mit dem Titel "Marie corédemptrice? Débat sur un titre marial controversé" (dt. Maria Miterlöserin? Debatte über einen umstrittenen Marientitel) veröffentlicht hat.

Mariendarstellung / © Praweena style (shutterstock)

Ökumenische Frage im Blick

Am Dienstag hatte das vatikanische Glaubensdikasterium die lehrmäßige Note "Mater populi fidelis" veröffentlicht. Darin rief Glaubenspräfekt Kardinal Víctor Manuel Fernández dazu auf, Titel wie "Miterlöserin" oder "Gnadenmittlerin" in Marienverehrung und Theologie zu vermeiden.

Schon das Zweite Vatikanische Konzil (1962 -1965) habe die ökumenische Frage im Blick gehabt, erklärte Munsterman. Nun lege auch die Note Wert darauf: "Da Maria ein großes Hindernis im Verhältnis zu den Protestanten darstellt, wollte man etwas zutiefst Katholisches über Maria sagen, ohne jedoch einen theologisch wenig klaren Titel zu verwenden", erklärte Munsterman.

Auch Maria als "Trösterin" sei problematisch

Viele Marientitel seien problematisch - "auch 'Trösterin'", so der Theologe. Im Neuen Testament stehe, dass der Tröster der Heilige Geist sei. Doch in der Geschichte der Kirche seien viele Titel des Heiligen Geistes auf Maria übertragen worden. Gleichzeitig betonte der Theologe, Maria sei nicht passiv, sie antworte aktiv. Dennoch komme die Initiative des Heils von Gott selbst.

Auch Papst Johannes Paul II. verwendete etwa den Titel «Maria Miterlöserin» siebenmal. Ab 1991 habe er diesen jedoch nicht mehr gebraucht und aufgegeben, erklärte der Theologe. Pius XII. habe diesen Titel systematisch aus seinen Texten gestrichen, ebenso Johannes XXIII. Das Zweite Vatikanische Konzil habe ihn ebenfalls abgelehnt, ebenso Paul VI., Benedikt XVI., Papst Franziskus und die Päpstliche Marianische Akademie.

Ein ABC der Marienverehrung

Von Ave Maria bis Zweites Vatikanum. Der Vatikan tritt etwas auf die Verehrungsbremse, dennoch gibt es viele Formen der Gottesmutter-Gebete.

Marienverehrung in Spanien (dpa)
Marienverehrung in Spanien / ( dpa )
Quelle:
KNA