Kardinal Reinhard Marx warnt vor toxischer Männlichkeit

Seliger Pater Rupert Mayer als Orientierungshilfe

Mehrheitlich seien es heute wieder junge Männer, die sich an radikalen Bewegungen beteiligten, warnt Kardinal Reinhard Marx. Deshalb bräuchte man wieder Wegbegleiter wie Pater Rupert Mayer, der als NS-Widerstandskämpfer gilt.

Rupert Mayer 1935 beim Spendensammeln in München / © Joachim Schäfer (Ökumenisches Heiligenlexikon)

Völkischer Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus stehen nach den Worten des Münchner Kardinals Reinhard Marx im Widerspruch zum christlichen Evangelium. "Wir haben alle geglaubt, dass diese Gefährdungen endgültig vorüber sind. Sie sind es nicht! Die Völker in zwei Klassen einzuteilen und die Menschen, die zu uns kommen, zu entrechten und an die Seite zu drängen - all das ist wieder da", sagte Marx in der Münchner Bürgersaalkirche.

Anlass war ein Gottesdienst zum 80. Todestag des seligen Paters Rupert Mayer (1876-1945). Die aktuellen Gefährdungen zeigten, "dass wir einen solchen Wegbegleiter als Fürbitter und Orientierungshilfe brauchen".

Kardinal Reinhard Marx / © Julia Steinbrecht (KNA)
Kardinal Reinhard Marx / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Pater Mayer war "kämpferischer Geist"


Der Jesuit, der für sein soziales Wirken und seinen Widerstand gegen die Nationalsozialisten verehrt werde, sei hellwach für die besondere Spiritualität von Männern gewesen, erklärte der Kardinal. Gerade jene als männlich wahrgenommenen Eigenschaften wie Kampfbereitschaft und Risikofreude liefen derzeit wieder Gefahr, dahingehend verzerrt zu werden, dass man sich über andere erheben, sie unterdrücken oder über sie herrschen wolle.

"Manche sprechen von einer toxischen Männlichkeit, und da ist etwas dran", gab Marx zu bedenken. Denn mehrheitlich seien heute wieder junge Männer an den radikalen Bewegungen beteiligt, an Kämpfen, Vergewaltigungen und Erniedrigungen.

Mayer sei kein harmloser Seliger gewesen, sondern ein kämpferischer Geist, so der Kardinal. Der Ordensmann habe über etwas verfügt, was heute wieder dringend notwendig sei - "eine tiefe Frömmigkeit, verbunden mit dem Einsatz für die Armen und Kranken. Das ist der Geist, der unsere Zukunft ist! Der andere Ungeist zieht uns nur nach unten!" Das Zeugnis von Mayer sei noch lange nicht zu Ende, so Marx: "Es wirkt weiter in unsere Zeit und inspiriert viele Menschen."

"Sozialapostel von München"

Der auch als "Sozialapostel" bezeichnete Pater Rupert Mayer erkannte früh die von den Nationalsozialisten ausgehende Gefahr. Nach deren Machtübernahme 1933 verteidigte er christliche Grundsätze und machte deutlich, dass ein Katholik kein Nationalsozialist sein könne. Der Jesuit wurde mehrfach verhaftet. Nachdem sich nach der Haft im Konzentrationslager Sachsenhausen sein Gesundheitszustand deutlich verschlechtert hatte, wurde er 1940 ins Kloster Ettal verbracht. Dort lebte er bis Kriegsende.

Papst Johannes Paul II. im Jahr 1987 / © N.N. (KNA)
Papst Johannes Paul II. im Jahr 1987 / © N.N. ( KNA )



Im Mai 1945 kehrte Mayer nach München zurück. Am Allerheiligen-Tag desselben Jahres erlitt er bei seiner Predigt in der Münchner Michaelskirche einen Schlaganfall und starb im Krankenhaus. Papst Johannes Paul II. sprach ihn 1987 in München selig. In der dortigen Bürgersaalkirche befindet sich sein Grab.

Quelle:
KNA