Erzbistum Köln nutzt Lastenfahrräder für Gemeindearbeit

"Aus dem Lastenrad kann man ganz viel machen"

Für die einen sind sie die "SUVs" unter den Fahrrädern, vor allem aber Familien schwören hingegen auf die praktischen Lastenfahrräder, die oft ein ganzes Auto ersetzen. Auch das Erzbistum Köln nutzt solche Fahrräder mit Transportbox.

Autor/in:
Dagmar Peters
 © Filipp Romanovski/linexo by WERTGARANTIE/obs (dpa)
© Filipp Romanovski/linexo by WERTGARANTIE/obs ( dpa )

DOMRADIO.DE: Wie fährt es sich denn mit so einem Lastenrad, in der Regel haben die ja einen Elektromotor, der das Treten erheblich vereinfacht...

Christian Weingarten (Umweltbeauftragter des Erzbistums Köln und Leiter der Abteilung Schöpfungsverantwortung): Ich muss ehrlich sagen, dass das erste Mal eine Umstellung für mich war. Die Lastenfahrräder sind mittlerweile aber so gut zu fahren, dass man sich damit sehr sicher fühlen kann - selbst wenn man 25 km/h fährt.

Christian Weingarten / © Tobias Fricke (DR)
Christian Weingarten / © Tobias Fricke ( DR )

DOMRADIO.DE: Sie wohnen auf dem Dorf. Wie viele Menschen fahren da eigentlich mit dem Lastenfahrrad?

Weingarten: Als ich vor drei Jahren auf’s Dorf gezogen bin, waren wir die erste Familie, die ein Lastenfahrrad hatte. Seitdem sind wirklich einige dazugekommen. Viele haben wohl gemerkt, dass es ein tolles Gefährt ist. Die Kinder sind an der frischen Luft, es fährt sich ein bisschen entspannter und das Rad braucht weniger Platz. Die Qualität der Lastenfahrräder ist auch immer besser geworden. Jetzt kann man mit einem guten Elektromotor auch mit drei Kindern im hügeligen Bergischen Land unterwegs sein.

Christian Weingarten

"Die Qualität der Lastenfahrräder ist immer besser geworden."

DOMRADIO.DE: Wegen ihres Preises sind Lastenräder für viele Familien noch keine Alternative zum Auto oder ÖPNV. Manche kosten so viel wie ein Kleinwagen. Gebrauchte Lastenräder werden im Internet für 2.000 bis 3.000 Euro angeboten. Wie schätzten Sie das ein?

Weingarten: In den vergangenen fünf Jahren sind viele Lastenfahrräder auf den Markt gekommen. Jetzt hat sich so langsam ein Gebrauchtmarkt entwickelt. Und das ist für mich eine große Chance. Ich merke ja auch, dass das Lastenfahrrad in der Gesellschaft ein bisschen polarisiert. So nach dem Motto: "Da kommen die blöden Lastenfahrräder, die nehmen unseren Platz weg". Aber eigentlich, finde ich, schaffen sie Platz im Straßenverkehr.

DOMRADIO.DE: Warum kommt das Lastenrad bei manchen Politikern so schlecht weg?

Wiengarten: Darüber wundere ich mich manchmal. Gerade in hippen Stadtvierteln in Köln sieht man viele Lastenfahrräder und in anderen Vierteln – die eher prekär sind – sieht man eher wenige. Das ist - finde ich - ein Ansatz, wo wir als Kirche eigentlich reingehen können.

DOMRADIO.DE: Was kann die Kirche denn zum Beispiel machen?

Weingarten: Die Caritas ist da ein gutes Beispiel. So hat sie unter der Trägerschaft von IN VIA eine Radwerkstatt in Köln übernommen. Die hat letztendlich zwei Ziele: gebrauchte Lastenräder wieder auf den Markt zu bringen und Menschen in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Das sind zwei tolle Möglichkeiten, um das Lastenfahrrad zu nutzen (Anmerkung der Redaktion: Weitere Radstationen der Caritas gibt es in Bonn, Euskirchen und Bergisch Gladbach).

DOMRADIO.DE: Gibt es schon viele Kirchengemeinden in Köln, die auch Lastenfahrräder einsetzen?

Weingarten: Es gibt einzelne Kirchengemeinden. Das bekannteste Beispiel ist das Kaffee-Mobil, das von einer Kirchengemeinde zur nächsten fährt. Es gibt auch eine andere Kirchengemeinde im Osten von Köln, die ein Bibliotheks-Fahrrad gebaut hat. Mit dem Fahrrad werden dann Bücher zu verschiedenen Einrichtungen wie Schulen und Kitas gefahren. Es gibt schon ganz viele Ideen und das finde ich das Schöne am Lastenfahrrad. Je nachdem, was das Fahrrad für einen Aufbau vorne hat, kann man ganz viel daraus machen.

Das Interview führte Dagmar Peters.

Quelle:
DR

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