Eine theologische Betrachtung zu Allerheiligen

Warum in Gottes Augen alle Menschen VIPs sind

Die heilige Hildegard, der heilige Franziskus, der heilige Martin. Sie alle haben ihren Glauben vorbildlich gelebt und inspirieren noch heute Gläubige. Denn durch die Taufe ist jede und jeder Getaufte zu Höherem berufen.

Autor/in:
Fabian Brand
Ein Grab ist mit Blumen und Kerzen geschmückt zu Allerheiligen am 1. November. / © Harald Oppitz (KNA)
Ein Grab ist mit Blumen und Kerzen geschmückt zu Allerheiligen am 1. November. / © Harald Oppitz ( KNA )

VIP: very important person, so nennt man Menschen, die aus irgendeinem Grund wichtig sind. Schauspieler gehören dazu, aber auch Politiker oder der Papst. Wenn sie irgendwo auftreten, dann wird ihnen der sprichwörtliche rote Teppich ausgerollt, dann wird alles aufgefahren, was Rang und Namen hat. 

Wer wichtig ist, der muss schließlich entsprechend hofiert werden. Das gehört zu einem richtigen VIP dazu: dass er oder sie eben nicht wie die Normalsterblichen durch die Welt geht, sondern eine besondere Aura ausstrahlt und deshalb fasziniert.

Heiliger Martin / © Alexander Brüggemann (KNA)
Heiliger Martin / © Alexander Brüggemann ( KNA )

Solche VIPs gibt es auch in der Kirche. Damit sind aber nicht die Bischöfe, Kardinäle oder sonstige Würdenträger gemeint. Sondern jene Menschen, die in den Kirchen buchstäblich auf dem hohen Sockel stehen, die oftmals goldglänzend daherkommen und den Gläubigen in so vielgestaltiger Weise begegnen. Diese Personen nennen Katholikinnen und Katholiken heilig, weil sie in ihrem Leben auf eine besondere Art das Evangelium verkündet und bezeugt haben.

Sie sind für Christinnen und Christen wichtige Vorbilder im Glauben. So, wie sie gelebt haben, so können und sollen auch wir leben, um dadurch Christus in die heutige Welt und Zeit zu bringen. Diese besonderen Menschen in der Kirche werden deshalb auch besonders geehrte - nicht mit dem roten Teppich, sondern mit Festtagen, an denen man immer wieder an sie erinnert.

Von Heiligen lernen

Am Fest Allerheiligen, das jedes Jahr Anfang November gefeiert wird, denken wir an sie alle: an all die heiligen Frauen und Männer, Jugendliche und Kinder, die vorangegangen sind auf dem Weg des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe. Sie stehen im Zentrum dieses Festes. Nicht, damit wir sie anbeten oder anhimmeln, so wie das mit manchem "weltlichen" VIP geschieht.

Sondern damit wir von ihnen lernen, damit wir an ihrem Leben ablesen können, wie auch wir in unserem Alltag die Botschaft von Jesus Christus, dem auferstandenen Herrn, verkünden können.

Allerheiligen ist daher keineswegs ein trauriges Fest, das den dunklen November einläutet, sondern ein Fest des christlichen Glaubens. Es ermutigt dazu, zuversichtlich nach vorn zu blicken, weil wir gewiss sein dürfen, dass eine gute Zukunft bevorsteht. Davon ist unter anderem in der Lesung aus der Offenbarung des Johannes zu hören, wo es heißt, dass die Heiligen vor Gottes Angesicht stehen und das Lamm Tag und Nacht schauen dürfen.

Grablicht auf dem Friedhof / © Beatrice Tomasetti (DR)
Grablicht auf dem Friedhof / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Zu Allerheiligen gehört noch ein zweites Fest: der Allerseelentag, an dem wir vor allem an unsere Verstorbenen denken. Beide Festtage sind untrennbar miteinander verbunden. Denn sie machen deutlich, dass die wichtigen Personen in der Kirche nicht nur diejenigen sind, die als Heilige verehrt werden.

Wir alle sind VIPs

Die wichtigen Personen, das sind vielmehr alle, die wir auf Christus getauft sind und sein Evangelium in dieser Welt verkünden. Wir alle sind Tempel des Heiligen Geistes und dazu berufen, im eigenen Leben immer heiliger zu werden. Deshalb dürfen wir uns wichtig nehmen, jede und jeder einzelne, weil wir einen Auftrag und eine Aufgabe haben:

Wir sind berufen von Christus, ihn in unserem Alltag lebendig werden zu lassen. Wir sind berufen, unseren Mitmenschen die Liebe Christi näher zu bringen und den Armen und Verfolgten die Botschaft der Freiheit zu verkünden.

Dass wir als Getaufte wichtig sind, das lässt uns Christus auch spüren. Denn er lässt uns nicht im Tod zurück, sondern ruft uns aus der Todesnacht heraus zur Gemeinschaft des ewigen Lebens mit ihm.

Die Feste Allerheiligen und Allerseelen erinnern daran, dass wir als Getaufte eine Bedeutung haben. "Wir glauben an das Leben der kommenden Welt", so sprechen wir im Glaubensbekenntnis. Die Verstorbenen, an die wir denken, sind dorthin schon vorausgegangen: in das himmlische Jerusalem, wo die Verstorbenen schon das Angesicht Gottes schauen dürfen und in seiner Herrlichkeit leben. 

Dort werden eines Tages auch wir empfangen. Denn durch die Taufe sind wir zu wichtigen Menschen geworden, deren Namen eingeschrieben sind in das Buch des Lebens und der Liebe.

Quelle:
KNA