Das katholische Hilfswerk missio Aachen hat mit Erleichterung auf die Freilassung der israelischen Geiseln nach dem Waffenstillstand in Gaza reagiert. “Das ist ein guter Tag für alle in Israel und dem Nahen Osten. Möge er der Beginn eines echten Friedens sein“, sagte missio-Präsident Dirk Bingener am Montag in Aachen.
Der missio-Präsident dankte zugleich allen politischen Akteuren, die den Waffenstillstand ermöglicht haben. Auch Deutschland habe mit seiner Zusage, den Wiederaufbau in Gaza zu unterstützen, einen wichtigen Beitrag geleistet. «Weitere Schritte müssen folgen, denn die Lage bleibt für die Menschen in Israel und Gaza prekär», mahnte Bingener.
Für eine dauerhafte Befriedung des Nahen Ostens seien neben materieller Hilfe vor allem Versöhnungsinitiativen notwendig. "Christinnen und Christen können hier, unterstützt von missio, eine wichtige Rolle spielen", betonte er.
Das Hilfswerk kündigte an, seine Projektpartner in Gaza weiterhin mit Akuthilfe zu unterstützen, um die notleidende Bevölkerung vor Ort zu entlasten.
Zentralrat der Juden in Deutschland: "Beginn eines Heilungsprozesses"
Auch der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland zeigt sich erleichtert über die Rückkehr der lebenden Geiseln nach Israel - und spricht vom Beginn eines Heilungsprozesses.
“Insbesondere freuen wir uns über die vier deutschen Staatsbürger, die nach Hause zurückkehren können“, erklärte Josef Schuster am Montag in Berlin. Er erinnerte auch an die 28 ermordeten Geiseln, die sich noch im Gazastreifen befinden - unter ihnen auch drei Deutsche.
Unter die Freude über die Freilassung der lebenden Geiseln mischt sich bei Schuster auch die Trauer über die getöteten. Dieser Tag bedeute auch noch keine Rückkehr zur Normalität.
“Wir trauern um alle Ermordeten und hoffen, dass sie nun ebenfalls unverzüglich zurückkehren, um ihnen die letzte Ehre erweisen zu können“, so Schuster. Dieser Tag sei ein Tag zum Innehalten, bedeute jedoch “sicherlich keine Rückkehr zur Normalität“. Vielmehr markiere er den Beginn eines Heilungsprozesses. “Das Erwachen aus dem Alptraum, in den uns der 7. Oktober 2023 gestürzt hat, kann erst am Ende dieses Prozesses stehen.“
Israel werde weiterhin durch Feinde in seiner Nachbarschaft bedroht. Der Freilassung der Geiseln müssten daher die weiteren Phasen des Friedensplans folgen. Ein Wiederaufbau des Gazastreifens sei nur ohne Beteiligung der Terrororganisation Hamas denkbar. Diese müsse für einen dauerhaften Frieden entwaffnet und entmachtet werden.
Schuster appellierte zudem an deutsche Politiker, die notwendigen rechtlichen Voraussetzungen zu schaffen, “um dem Judenhass auf deutschen Straßen endlich ein Ende zu setzen“.
Merz: "Beginn von Heilung"
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) schrieb auf X, zwei Jahre Angst, Schmerz und Hoffnung lägen hinter den Geiseln. "Heute können Familien ihre Liebsten endlich wieder in die Arme schließen." Auch die ermordeten Geiseln müssten heimkehren, damit ihre Familien in Würde Abschied nehmen könnten. "Dieser Tag ist ein Anfang: der Beginn von Heilung und ein Schritt auf dem Weg zu Frieden im Nahen Osten."
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte die Freilassung der Geiseln aus der Gewalt der Terrororganisation Hamas als ersten wichtigen Schritt in Richtung Frieden. Er dankte den Verhandlern aus den USA, Katar, Ägypten und der Türkei für ihren Einsatz. Der Bundespräsident habe den vier freigelassenen deutschen Geiseln persönlich geschrieben und die Hoffnung ausgedrückt, dass sie die Folgen der Gewalt, die sie hätten erleiden müssen, nach und nach würden hinter sich lassen können, hieß es aus dem Bundespräsidialamt.
Israels Staatspräsident Isaac Herzog schrieb auf X: "Mit Dank an Gott heißen wir unsere Lieben zu Hause willkommen." Und weiter: "Wir warten auf alle - auf jeden Einzelnen."
Der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, adressierte in einem X-Post die vier deutschen Geiseln Ziv und Gali Berman, Alon Ohel sowie Rom Braslavski: "Euch frei und auf den Beinen zu sehen, macht diesen Tag zu einem der glücklichsten seit langem."
Beauftragter Klein erwartet Rückgang von Judenhass
Nach der Waffenruhe im Gazastreifen erwartet der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung einen Rückgang von antisemitischen Straftaten und Vorfällen in Deutschland. Die Entwicklung müsse nun genutzt werden, um Prävention gegen Antisemitismus in Schulen und politischer Bildung energisch voranzutreiben, sagte Felix Klein im Interview der "Rheinischen Post"
(Montag) in Düsseldorf. Das gelte gerade in Bevölkerungsgruppen, die anfällig für Israelfeindlichkeit seien. "Ich bin zuversichtlich, dass diese nun wieder zugänglicher werden", so Klein.
Auch zur weiteren Entwicklung im Nahen Osten äußerte sich der Beauftragte zuversichtlich: "Die Freilassung der israelischen Geiseln und das damit verbundene Ende des unvorstellbaren Leids dieser unschuldigen Menschen bewegt und erleichtert uns alle zutiefst." Für Israel und Palästina bestehe jetzt eine große Chance auf einen Heilungs- und Friedensprozess. Diesen gelte es mit allen Kräften zu unterstützen.