Papst Leo XIV. sieht die Informationsfreiheit bedroht

"Wir müssen wachsam sein"

Wie kein Papst zuvor macht sich Papst Leo XIV. für die Pressefreiheit stark. Dabei hat er auch die Rolle der Medien in aktuellen Kriegsgebieten im Blick. Und er warnt vor der gefährlichen Macht von Algorithmen.

Papst Leo XIV. steht zwischen Journalisten / © Lola Gomez/CNS photo (KNA)
Papst Leo XIV. steht zwischen Journalisten / © Lola Gomez/CNS photo ( KNA )

Papst Leo XIV. sieht die Informationsfreiheit durch neue Technologien und Manipulationen bedroht. Bei einem Treffen mit Vertretern internationaler Nachrichtenagenturen sagte er am Donnerstagmorgen im Vatikan: "Wir müssen wachsam sein, dass nicht die Technologie den Menschen ersetzt und dass nicht die Algorithmen, die die Information steuern, in den Händen weniger sind."

Der Papst äußerte sich vor Mitgliedern des Dachverbandes "MINDS", in dem sich mehrere Nachrichtenagenturen zusammengeschlossen haben, die meisten von ihnen aus Europa.

Leo XIV. nannte es ein Paradox, dass gerade in der heutigen Ära der Kommunikation die Nachrichtenagenturen eine Krise erlebten. Diese Krise betreffe auch die Nutzer, die oft nicht mehr unterscheiden könnten, was wahr und falsch, was echt und was bloß künstlich erzeugt ist.

Freiheit der Information bewahren

"Die Information ist eine Allgemeingut, das wir alle schützen müssen", so der Papst. Besonders lobte er die Medienschaffenden, die aus Kriegsgebieten berichten und dabei viel riskierten. "Wenn wir heute wissen, was in Gaza oder in der Ukraine passiert ist, dann verdanken wir es zu einem großen Teil ihnen", betonte er.

Mit Nachdruck wiederholte Leo XIV. seinen Appell zur Freilassung aller inhaftierten und festgehaltenen Journalisten, den er bereits wenige Tage nach seiner Wahl bei einem Treffen mit Medienleuten formuliert hatte. Er sagte: "Journalismus darf nie als Straftat betrachtet werden; es ist ein Recht, das geschützt werden muss. Die freie Information ist ein Grundpfeiler der Gesellschaft, und deshalb sind wir aufgerufen, sie zu verteidigen und zu schützen."

Online-Nachrichten auf einem Smartphone / © oatawa (shutterstock)
Online-Nachrichten auf einem Smartphone / © oatawa ( shutterstock )

Weiter rief der Papst dazu auf, die Kommunikation in den Medien zu befreien vom "kognitiven Gift" und von ihrem "Verfall durch das sogenannte Clickbaiting", also das Anlocken von Lesern zum Anklicken.

Die Nachrichtenagenturen seien aufgerufen, als erste über Ereignisse zu berichten, und dies gelte vor allem in der Ära ständiger digitaler Live-Kommunikation. Sie sollten sich dabei an Prinzipien orientieren, die das wirtschaftliche Überleben der Agenturen "kombinieren mit der Bewahrung des Rechts auf eine korrekte und plurale Information".

"Wer regiert die Algorithmen?"

Mit Blick auf die Wirkung der digitalen Netzwerke warnte der Papst: "Die Algorithmen erzeugen Inhalte und Daten mit einer noch nie da gewesenen Geschwindigkeit. Aber wer regiert sie? Künstliche Intelligenz verändert unsere Information und Kommunikation - aber wer steuert sie und mit welchem Ziel?"

Papst Leo zitierte in diesem Kontext die Philosophin Hannah Arendt, die in ihrem Werk über "Elemente und Ursprünge totalitärer Herrschaft" 1951 schrieb: "Der ideale Untertan totalitärer Herrschaft ist nicht der überzeugte Nazi oder engagierte Kommunist, sondern Menschen, für die der Unterschied zwischen Fakten und Fiktion, zwischen wahr und falsch, nicht länger existiert."

Robert Francis Prevost (Papst Leo XIV.)

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Robert Francis Prevost gilt als ein Kardinal der Mitte. Obwohl US-Amerikaner ist der Ordensmann in Rom, der Kurie und der Weltkirche zu Hause. Zuletzt leitete der 69-Jährige die Vatikanbehörde für Bischöfe, quasi die Personalabteilung der katholischen Weltkirche. In dieser Funktion war Prevost in den vergangenen zwei Jahren zuständig für einen Großteil der Bischofsernennungen weltweit.

Papst Leo XIV / ©  Andrew Medichini/AP (dpa)
Papst Leo XIV / © Andrew Medichini/AP ( dpa )
Quelle:
KNA