Mahnwachen, Appelle, Gedenken - öffentlich und still: Auch in Deutschland ist an das Massaker der Terrororganisation Hamas in Israel am 7. Oktober vor zwei Jahren erinnert worden. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) bezeichnete das Datum am Dienstag als "schwarzen Tag". Er forderte in einer Videobotschaft die Hamas auf, alle 48 noch lebenden und toten Geiseln sofort freizugeben. Unter ihnen sind auch deutsche Staatsangehörige.
Am Abend sollten die Worte "Bring them home now" auf das Berliner Brandenburger Tor projiziert werden. Tagsüber hatte die Jüdische Studierendenunion Deutschland an dem Wahrzeichen mit etwa 1.100 Stühlen an die Opfer erinnert. Allein in der Hauptstadt sicherten laut rbb rund 1.400 Polizisten Gedenkveranstaltungen. Ebenfalls in Berlin wurde Bundestagspräsidentin Julia Klöckner zur Eröffnung der Ausstellung "Nova Music Festival Exhibition" erwartet. Die Schau gebe Opfern Namen und Gesichter, so Kulturstaatsminister Wolfram Weimer.
Hoffnung auf Friedensprozess
Das Festival war am 7. Oktober 2023 einer der Orte in der Nähe des Gazastreifens, den Terroristen der Hamas und anderer Gruppen überfallen hatten. Sie töteten dort mehr als 400 Menschen. Insgesamt wurden rund 1.200 Menschen getötet, zahlreiche weitere schwer verletzt und vergewaltigt. 250 Menschen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Seit Beginn des auf den Angriff folgenden Gaza-Kriegs starben Schätzungen zufolge über 65.000 Palästinenser und mehr als 450 israelische Soldaten.
Merz sagte, er setze große Hoffnung in den laufenden Friedensprozess für ein Ende des Gaza-Kriegs. Außenminister Johann Wadephul (CDU) bekräftigte Deutschlands Bemühungen um Verhandlungen für eine Zwei-Staaten-Lösung. Einen palästinensischen Staat könne es jedoch nicht zu diesem Zeitpunkt geben, sagte er am Montag in den ARD-Tagesthemen. Der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, warnte im Sender Phoenix vor der Gefahr einer noch größeren Enttäuschung, sollten die Verhandlungen nicht erfolgreich sein.
"Neue Welle des Antisemitismus"
"Wir alle hoffen, dass die aktuellen Bemühungen um Frieden endlich zum Erfolg führen", betonte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier anlässlich eines Besuchs in der Leipziger jüdischen Gemeinde während des Laubhüttenfestes Sukkot. Kritik an der israelischen Politik dürfe nie als Rechtfertigung für Anfeindungen gegen Juden in Deutschland missbraucht werden.
Merz appellierte angesichts "einer neuen Welle des Antisemitismus" an die Gesellschaft, an der Seite der jüdischen Gemeinden zu stehen. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, betonte im Morgenmagazin, Juden "wollen ja keine Extrabehandlung, sondern ganz normal leben wie wir alle auch - und dass sie das nicht können, sollte uns alle beschämen".
"Gedenken allein genügt nicht"
Der 7. Oktober 2023 sei nicht nur ein Angriff auf Israel gewesen, sondern auf die Sicherheit jüdischen Lebens weltweit, erklärte die Deutsch-Israelische Gesellschaft. "Gedenken allein genügt nicht." Deutschland müsse Antisemitismus entschlossener bekämpfen. In einem ökumenischen Gottesdienst in der Berliner Hedwigs-Kathedrale sagte der katholische Erzbischof Heiner Koch: "Wir beten darum, dass der Hass zwischen den Völkern nicht noch mehr wachse. Wir beten um den Mut zu Entscheidungen für den Frieden."
In den Sozialen Medien erinnerte die Deutsche Bischofskonferenz an ihre jüngste Erklärung zum Gaza-Krieg und zum Hamas-Terror und schrieb: "Die Hamas, die sich der Auslöschung Israels und der Tötung jüdischen Lebens verschrieben hat, setzte an diesem Tag ihre menschenverachtende Ideologie in beispielloser Weise in die Tat um." Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) forderte, dass sich hierzulande Christen solidarisch mit Juden zeigten. Auch sei das ZdK weiterhin um den interreligiösen Dialog bemüht.