Regisseur bezeichnet Katholizismus als theatralisches Christentum

Märchenhaftes Jenseits

Der Humor mache es leichter, sich mit der eigenen Endlichkeit auseinanderzusetzen, findet der Regisseur Philipp Stölzl. Gerade in Bayern sei das Katholische mit seinen frohgemuten Bildern für das Himmelreich allgegenwärtig.

Philipp Stölzl  / © 360b (shutterstock)

Laut Regisseur Philipp Stölzl haben Theater und Kirche viel gemeinsam. "Ein Raum, wo wir uns Geschichten erzählen, die im besten Falle etwas mit unserer Seele machen und uns auf irgendeine Art weiterbringen", sagte Stölzl dem Magazin "Gemeinde creativ". Dieses wird vom Landeskomitee der Katholiken in Bayern herausgegeben. Das Katholische habe dazu noch eine Menge Zauberei, Bühnenbildnerei und Illusion zu bieten - "eine absolut theatralische Variante des Christentums". Deshalb sei es ihm - ganz unabhängig von seiner eigenen katholischen Jugend - als Theatermacher so nah.

Der 1967 in München geborene Stölzl ist auch Bühnen- und Kostümbildner. Berühmt wurde er mit Musikvideos und Filmen wie "Nordwand" oder "Der Medicus". Er inszeniert aber auch Opern und Schauspiele wie im Juni am Münchner Residenztheater das neue Stück von Franz Xaver Kroetz "Gschichtn vom Brandner Kaspar". Darin wird erzählt, wie ein bayerischer Büchsenmacher beim Kartenspiel den Tod überlistet, ihm ein paar Jahre mehr auf Erden zu gewähren. Als seine Enkelin stirbt, willigt er ein, sich mit dem "Boandlkramer" auf einen Blick ins Paradies einzulassen.

Märchenhaftes Jenseits

Die Himmelfahrt des Brandner am Ende sei ein Angebot, sich ein märchenhaftes Jenseits auszumalen, erläuterte der Regisseur. "Das kann tröstlich und vielleicht auch kathartisch sein, auch wenn man nicht im klassisch-kirchlichen Sinne an Gott glaubt." In Bayern sei das Katholische mit seinen frohgemuten Bildern für das Himmelreich allgegenwärtig. "Insofern spiegelt der humorvoll erzählte 'Weiß-Blaue Himmel' im 'Brandner' nur diese handfeste Beziehung der Bayern mit dem Metaphysischen." Die Sicht auf den Himmel sei frech, frotzelnd und widerspenstig, aber nie zynisch oder gar gottlos.

Laut Stölzl ist der Humor ein Mittel, um mit der menschlichen Endlichkeit umzugehen. Ein ernstes Thema werde erzählbarer, wenn man es lustig erzähle. Als Theaterpraktiker könne er nur sagen, dass die Mischung aus Ernst, Tragik und Humor am schwierigsten hinzukriegen sei: "Aber wenn es gelingt, ist es die schönste Form von Theater, weil es die Zuschauer durch die ganzen Farben der menschlichen Emotionen geleitet. Man will eigentlich immer lachen und weinen."

Quelle:
KNA