Wie Maria Faustyna Kowalska das Bild des Barmherzigen Jesus prägte

"Jesus, ich vertraue auf Dich"

Heilige scheinen als Glaubensvorbilder unerreichbar. Dabei inspirieren sie bis heute. Jeden Monat stellen wir eine Glaubenspersönlichkeit in unserer Reihe "Heilige für alle Lebenslagen" vor. Im Oktober ist es Maria Faustyna Kowalska.

Autor/in:
Kerstin-Marie Berretz
Das Originalbild des "Barmherzigen Jesus" hängt in einer der Vilniuser Kirchen. / © Markus Nowak (KNA)
Das Originalbild des "Barmherzigen Jesus" hängt in einer der Vilniuser Kirchen. / © Markus Nowak ( KNA )

Am 5. Oktober feiert die Kirche die heilige Maria Faustyna Kowalska, die von 1905 bis 1938 in Polen lebte. Auf sie geht das Bild des barmherzigen Jesus zurück, von dessen Herzen zwei Strahlen ausgehen und das beschriftet ist mit den Worten "Jesus, ich vertraue auf Dich." Dieses Bild ist auf der ganzen Welt zu finden. Doch wer ist eigentlich die heilige Maria Faustyna?

Heilige Maria Faustyna Kowalska / © KNA-Archiv (KNA)
Heilige Maria Faustyna Kowalska / © KNA-Archiv ( KNA )

Geboren wurde sie am 25. August 1905 als drittes von zehn Kindern einer Bauernfamilie in dem Dorf Glogowiec. Bei ihrer Taufe erhielt sie den Namen Helena. Das Mädchen besuchte nur drei Jahre lang die Schule und verließ im Alter von 16 Jahren ihre Familie, um bei wohlhabenden Familien in Aleksandrow, Lodz und Ostrowek zu arbeiten, ihren eigenen Unterhalt zu verdienen und so ihren Eltern zu helfen.

Schon früh wollte Helena einer Ordensgemeinschaft beitreten, allerdings erlaubten es ihre Eltern nicht. Mit 19 Jahren aber fuhr die junge Frau nach Warschau und trat dort am 1. August 1925 in die Kongregation der Schwestern der Muttergottes der Barmherzigkeit ein.

Im Kloster verbrachte sie als Schwester Maria Faustyna 13 Jahre. Sie war als Köchin, Gärtnerin und Pförtnern in vielen Häusern der Kongregation tätig, am längsten in Plock, Wilna und Krakau.

Visionen von Jesus

In ihren Tagebüchern hielt Maria Faustyna Visionen von Jesus fest, der ihr auftrug, Botschafterin der Barmherzigkeit Gottes zu werden. Auf diese Visionen, die von der Kirche jedoch zeitweise zensiert wurden, geht auch das bereits erwähnte Bild zurück. Darüber hinaus setzte die Heilige sich für die Einführung des Sonntags der göttlichen Barmherzigkeit in das Kirchenjahr ein. Auch der Barmherzigkeitsrosenkranz geht auf sie zurück.

In einer weiteren Vision erhielt Faustyna den Auftrag, eine neue Ordensgemeinschaft zu gründen, die die Barmherzigkeit Gottes für die Welt erbitten sowie diese durch aktive Nächstenliebe in der Welt sichtbar machen sollte. Doch die Heilige war schon bald nach ihrem Ordenseintritt an Tuberkulose erkrankt, verschiedene Krankenhausaufenthalte brachten keine Besserung. Die Ordensfrau verstarb schließlich im Alter von 33 Jahren am 5. Oktober 1938.

Posthume Ordensgründung

Zu diesem Zeitpunkt hatte sie noch keine neue Gemeinschaft gegründet, sondern nur die Konstitutionen für eine neue Gründung vorbereitet. Es war schließlich Schwester Faustynas Beichtvater und geistlicher Begleiter, Michael Sopocko, der 1947 diese neue Gemeinschaft gründete.

Karol Wojtyla förderte als Erzbischof von Krakau den Seligsprechungsprozess und Heiligsprechungsprozess von Maria Faustyna Kowalska. Am 18. April 1993 erfolgte in Rom die Seligsprechung durch Papst Johannes Paul II., die Heiligsprechung am 30. April 2000 in Rom als erste des dritten Jahrtausends. Zugleich legte Papst Johannes Paul II. fest, dass die ganze katholische Kirche mit Beginn dieses dritten Jahrtausends am Weißen Sonntag das Fest der Göttlichen Barmherzigkeit feiert. Papst Franziskus bestimmte ihren Gedenktag schließlich 2020 zum in der ganzen katholischen Kirche gefeierten gebotenen Gedenktag.

Das eigene Potenzial nicht unterschätzen

Wer hätte gedacht, dass das Mädchen Helena, das in eine einfache Bauernfamilie geboren wurde und nur drei Jahre die Schule besuchte, einmal eine Heilige würde, die in der ganzen Welt verehrt wird und die sogar mal zur Kirchenlehrerin erhoben werden sollte? Die Heilige kann uns dazu inspirieren, uns selber und unsere Mitmenschen nicht zu gering einzuschätzen. Denn man kann nie wissen, was in einem anderen Menschen steckt und ist manchmal sogar davon überrascht, welches Potenzial man selber hat.

Schwester Faustyna zeigt zudem, dass es nicht darauf ankommt, besondere Leistungen zu bringen oder besonders intelligent zu sein. Um Gottes Barmherzigkeit zu erkennen, braucht es wohl vor allem ein gebildetes und offenes Herz. Die durch ihren Einsatz entstandene Ordensgemeinschaft zeigt noch etwas weiteres: Es geht nicht nur darum, Jesus anzubeten. Vielmehr ist jede und jeder von uns eingeladen, Jesu Barmherzigkeit in tätiger Nächstenliebe in die Welt zu bringen. Wir sollen uns also nicht nur selbst mit dem Herzen Jesu verbinden, sondern sind eingeladen, im Vertrauen auf ihn in der Welt zu wirken und anderen Menschen Gutes zu tun.                                                                       

Quelle:
KNA