Kirche in Wien beruhigt nach falsch interpretierten Berichten

Keine antichristliche Vandalismuswelle

Das Erzbistum Wien widerspricht Berichten über Kirchenschäden. Fälle in Wiener Kirchen deuten eher auf persönliche Probleme als auf Christenfeindlichkeit oder auf eine antichristliche Vandalismuswelle hin, wie es hieß.

Blick auf den Christkindlmarkt am Stephansplatz vor dem beleuchteten Stephansdom.  / © Georg Hochmuth (dpa)
Blick auf den Christkindlmarkt am Stephansplatz vor dem beleuchteten Stephansdom. / © Georg Hochmuth ( dpa )

Der Pressesprecher der Erzdiözese Wien, Michael Prüller, warnt vor Alarmismus. In Wien gebe es derzeit keine Welle von christenfeindlichem Vandalismus, erklärte er laut Mitteilung im Internetportal des Erzbistums (Freitag). Damit widersprach er Medienberichten.

Dr. Michael Prüller, Pressesprecher Erzdiözese Wien / © Erzdiözese Wien
Dr. Michael Prüller, Pressesprecher Erzdiözese Wien / © Erzdiözese Wien

Zwei der vier dort beschriebenen Vorfälle konnte Prüller näher einordnen: Bei dem Vandalismus eines Randalierers in der Pfarrkirche zum Göttlichen Wort am Keplerplatz seien die kirchlichen Verantwortlichen relativ sicher, den Urheber zu kennen - einen verwirrten "Stammgast".

Dort seien einmal Gotteslob-Bücher auf Bilder geworfen und einmal eine Vase gegen Heiligenstatuen geschleudert worden. Einmal habe die betreffende Person aus Gegenständen aus der Kirche an der Außenfassade einen kleinen Altar errichtet. "Da sieht alles nach einem nicht untypischen Fall aus", sagt Prüller. Emotional sehr unausgeglichene Menschen würden oft von der Stille und Heiligkeit der Kirchen angezogen. "Manchmal kehrt sich die Emotion dort aber um und führt zu unkontrollierten Zornesausbrüchen."

Hass aufs eigene Schicksal

Laut Prüller deutet dieses Verhalten eher in Richtung eines Hasses auf Gott oder auf das eigene Schicksal und weniger auf einen Hass auf Christen. Man reagiere sich aufgrund einer krankhaften Störung des Sozialverhaltens an einem solchen Ort ab, der in seiner stillen, wehrlosen Heiligkeit offenbar provoziere.

Auch beim roten Fleck an der Außenfassade der Paulanerkirche gebe es keinerlei Hinweise auf ein antichristliches Motiv. "Schmierereien, meist ohne klare politische oder religiöse Konnotation, sind leider gerade in der Großstadt Wien ein Phänomen, das irgendwann jedes Gebäude an zentralen Orten und mit großflächigen Fassaden betrifft."

Und: "Schwere Sachschäden durch Vandalenakte in oder an Kirchen sind nach wie vor sehr selten", so Prüller - in den vergangenen 25 Jahren habe die Erzdiözese Wien von ihren Pfarren kaum je mehr als eine einstellige Zahl pro Jahr gemeldet bekommen. Er mahnte, die Kirche im Dorf zu lassen: "Eine beunruhigende Welle der Christenfeindlichkeit, die am Vandalismus erkennbar wäre, können wir in Wien definitiv nicht feststellen."

Erzdiözese Wien

Das Erzbistum Wien ist die von der Katholikenzahl her mit Abstand größte Diözese Österreichs. Sie umfasst das Bundesland Wien und die östliche Hälfte von Niederösterreich. Aufgrund der besonderen Größe und der unterschiedlichen Struktur dieser Gebiete ist die Diözese in drei Regionen, die Vikariate unterteilt, für die jeweils ein Bischofsvikar als Stellvertreter des Bischofs verantwortlich ist: 

 Stephansdom in Wien
 / © Annika Schmitz (KNA)
Stephansdom in Wien / © Annika Schmitz ( KNA )
Quelle:
KNA