Der Pressesprecher der Erzdiözese Wien, Michael Prüller, warnt vor Alarmismus. In Wien gebe es derzeit keine Welle von christenfeindlichem Vandalismus, erklärte er laut Mitteilung im Internetportal des Erzbistums (Freitag). Damit widersprach er Medienberichten.
Zwei der vier dort beschriebenen Vorfälle konnte Prüller näher einordnen: Bei dem Vandalismus eines Randalierers in der Pfarrkirche zum Göttlichen Wort am Keplerplatz seien die kirchlichen Verantwortlichen relativ sicher, den Urheber zu kennen - einen verwirrten "Stammgast".
Dort seien einmal Gotteslob-Bücher auf Bilder geworfen und einmal eine Vase gegen Heiligenstatuen geschleudert worden. Einmal habe die betreffende Person aus Gegenständen aus der Kirche an der Außenfassade einen kleinen Altar errichtet. "Da sieht alles nach einem nicht untypischen Fall aus", sagt Prüller. Emotional sehr unausgeglichene Menschen würden oft von der Stille und Heiligkeit der Kirchen angezogen. "Manchmal kehrt sich die Emotion dort aber um und führt zu unkontrollierten Zornesausbrüchen."
Hass aufs eigene Schicksal
Laut Prüller deutet dieses Verhalten eher in Richtung eines Hasses auf Gott oder auf das eigene Schicksal und weniger auf einen Hass auf Christen. Man reagiere sich aufgrund einer krankhaften Störung des Sozialverhaltens an einem solchen Ort ab, der in seiner stillen, wehrlosen Heiligkeit offenbar provoziere.
Auch beim roten Fleck an der Außenfassade der Paulanerkirche gebe es keinerlei Hinweise auf ein antichristliches Motiv. "Schmierereien, meist ohne klare politische oder religiöse Konnotation, sind leider gerade in der Großstadt Wien ein Phänomen, das irgendwann jedes Gebäude an zentralen Orten und mit großflächigen Fassaden betrifft."
Und: "Schwere Sachschäden durch Vandalenakte in oder an Kirchen sind nach wie vor sehr selten", so Prüller - in den vergangenen 25 Jahren habe die Erzdiözese Wien von ihren Pfarren kaum je mehr als eine einstellige Zahl pro Jahr gemeldet bekommen. Er mahnte, die Kirche im Dorf zu lassen: "Eine beunruhigende Welle der Christenfeindlichkeit, die am Vandalismus erkennbar wäre, können wir in Wien definitiv nicht feststellen."