Der Münsteraner Dogmatikprofessor Michael Seewald übernimmt die Herausgeberschaft des international bedeutendsten Handbuchs kirchlicher Lehrtexte, des "Denzinger". Wie die Universität Münster am Freitag mitteilte, folgt Seewald auf Peter Hünermann, der das Werk mehr als drei Jahrzehnte lang betreut und bis zur aktuellen 45. Auflage herausgegeben hat. Zitiert wird das Standardwerk künftig mit der Abkürzung DS für "Denzinger-Seewald", wie ab 1963 als Adolf Schönmetzer Herausgeber war.
Seewald plant laut Mitteilung, Texte aus den Pontifikaten von Franziskus und Leo XIV. aufzunehmen. "Andere, weniger rezeptionsstarke Texte, vor allem aus den Pontifikaten Pauls VI. und Johannes Pauls II., können möglicherweise wieder gestrichen werden", erklärte er.
Nachschlagwerk für Synodalität
Außerdem sollen bislang nicht berücksichtigte historische Dokumente einbezogen werden - etwa Beschlüsse der spätmittelalterlichen Reformkonzilien. Dies könne für die aktuellen Debatten zur Synodalität hilfreich sein, so Seewald. Maßstab für die Arbeit am "Denzinger" blieben "Unabhängigkeit, Exaktheit und Texttreue".
Die Sammlung macht lehramtliche Texte leicht zitierbar und schnell auffindbar. Sie bietet die Dokumente zweispaltig in Originalsprache und in Übersetzung. Jeder Text wird durch eine kurze Einleitung und Quellenangaben erschlossen. Zudem ist jeder Abschnitt eines Dokuments mit einer eigenen Nummer versehen.
Das Handbuch wurde erstmals 1854 von Heinrich Denzinger herausgegeben und seither kontinuierlich erweitert. Es gilt als grundlegendes Nachschlagewerk für Theologie in Forschung und Lehre. Auch das kirchliche Lehramt selbst greift regelmäßig darauf zurück: Allein die Kirchenkonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils, Lumen Gentium, enthält 45 Verweise auf den "Denzinger".