DOMRADIO.DE: Sie sind der Integrationsbeauftragte der "Aktion Neue Nachbarn" im Erzbistum Köln. Helfen Sie bitte noch mal mit dem Begriff.
Uli Thomas (Integrationsbeauftragter der "Aktion Neue Nachbarn" im Erzbistum Köln): Das ist die Geflüchtetenhilfe im Erzbistum Köln. Als Integrationsbeauftragter bin ich mit meiner Kollegin in Köln unterwegs, um Initiativen, Vereine und Kirchengemeinden dabei zu unterstützen, Menschen in der Willkommenskultur zu begleiten.
DOMRADIO.DE: Sie haben eine ganz besondere Geschichte aus dem Ehrenamt in Köln mitgebracht?
Thomas: Ja, das ist wirklich eine großartige Geschichte. Die Engagierten im "Arbeitskreis Politik der Willkommensinititiven" kamen seit Anfang des Jahres immer wieder auf den Punkt, dass so viel Negatives über Migration gesprochen wird. Dabei sind ihre eigenen Erfahrungen eigentlich ganz anders. Daraus entstand die Idee, wie es wäre, wenn wir die ganze Stadt mit Bildern, Plakaten und Statements gefüllt wären, die ein klares "Ja zur Migration, weil …" ausdrücken. Aus dieser zunächst verrückten Idee ist dann Realität geworden.
DOMRADIO.DE: Seit Freitag hängen die ersten Plakate in der Stadt, nun sieht man sie auch auf den Infoscreens an den Bahnhöfen. Was steht da zum Beispiel? Warum sagen die Menschen "Ja zur Migration"?
Thomas: Das ist ganz unterschiedlich. Sie sagen "Ja zur Migration, weil die Menschen unterschiedlich sind", "weil Vielfalt die Konsequenz ist", "weil mein Freundeskreis sonst nicht so wäre, wie er heute ist" oder auch "weil ich sonst gar nicht existieren würde". Es sind sehr elementare, teilweise auch humorvolle, aber durchweg starke Aussagen.
DOMRADIO.DE: Welche Wirkung erhoffen Sie sich von den Plakaten im öffentlichen Raum?
Thomas: Die Initiatoren der Kampagne und auch wir als Unterstützer wünschen uns einen anderen, differenzierteren Blick auf Migration. Wer in der Geflüchtetenhilfe arbeitet, hat viel Kontakt mit Menschen, die Fluchterfahrungen haben oder aus anderen Ländern kommen. Wenn man dann sieht, wie undifferenziert und pauschal negativ oft darüber gesprochen wird, tut das weh. Wir hoffen, dass die Plakate dazu beitragen, dieses Bild zu verändern.
DOMRADIO.DE: Gab es für Sie persönlich eine Botschaft, die besonders heraussticht?
Thomas: Es sind inzwischen 119 Statements auf der Website – und jedes davon ist gut. Ich kann nur empfehlen, sich die Website und die Plakate anzuschauen. Da ist ganz viel dabei, das berührt.
DOMRADIO.DE: Was wünschen Sie sich konkret von den Menschen, die die Plakate sehen oder von der Kampagne erfahren?
Thomas: Ich wünsche mir, dass die Menschen mitmachen. Köln kann mitmachen. Die Initiative kommt vom Arbeitskreis Politik, geleitet vom "Mosaik Kölner Mülheim e.V.". Die "Seebrücke Köln" ist dabei, viele weitere Unterstützer auch.
Man kann ein eigenes Foto oder ein Gruppenbild einschicken, ein Statement beitragen, alle Infos gibt es auf ja-zu-migration.de. Außerdem kann man die Kampagne auf Instagram teilen, die Petition unterschreiben und spenden – denn so eine Aktion kostet natürlich Geld. Aber sie ist einfach unglaublich gut gemacht.
Das Interview führte Dagmar Peters.