Medienbischof Reinhard Marx kritisiert eine Konzentration von Daten, Technologien und Kommunikationskanälen in den "Händen weniger globaler Konzerne".
Wer den Zugang zu Informationen steuere, setze Bedingungen, unter denen Meinungsbildung stattfinde, betonte der Münchner Kardinal und Vorsitzende der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz am Montag in Bonn. Anlass ist der Mediensonntag der katholischen Kirche an diesem Wochenende (14. September).
"Wenn ein Algorithmus entscheidet, wen welche Nachrichten erreichen, dann besteht keine freie Öffentlichkeit, sondern eine gefilterte Realität. Und wenn diese Filter ausschließlich dem Profit dienen, wird der Mensch im besten Falle zum Produkt und im schlimmsten Falle zum Gefangenen der Willkür einiger weniger", kritisierte Marx.
Es brauche eine gesellschaftliche Debatte darüber, wie eine solche Machtkonzentration begrenzt und zudem sichergestellt werden könne, dass Kommunikation dem Gemeinwohl dient. "Demokratie lebt davon, dass Menschen sich auf derselben Grundlage von Tatsachen begegnen können und Differenzen in einem unverzerrten öffentlichen Raum verhandelt werden. Eine gefilterte Realität zerstört diese gemeinsame Grundlage", erklärte Marx.
Auf Kosten des Respekts
"Algorithmen mögen Klicks und Reichweite belohnen, aber sie gehen oft auf Kosten des Respekts und der Offenheit, die ein gesunder öffentlicher Diskurs braucht", so der Kardinal. Von Menschen programmierten Systeme suchten nach Mustern, um die Gesellschaft zu spalten, Menschen zu empören und länger am Bildschirm zu halten. Dies könne zu Verwerfungen in der demokratischen Ordnung führen.
Marx unterstrich Appelle des gestorbenen Papstes Franziskus und von Papst Leo XIV. an Medienschaffende: "Hüten Sie sich davor, Teil dieses Spaltungsmechanismus zu werden. Widerstehen Sie der Versuchung, immer nur das zu liefern, was den größten Aufruhr erzeugt. Setzen Sie sich dafür ein, dass Menschen nicht nur das hören, was sie ohnehin schon denken. Geben Sie Raum für das, was irritiert, was herausfordert, was zum Nachdenken anregt." Auch sei es wichtig, trotz Problemen Hoffnung zu verbreiten.
Der Kardinal erinnerte daran, dass gute Medienarbeit Kraft koste. "Sie braucht Zeit, Recherche, den Mut zum Widerspruch - und oft auch den Mut, gegen den Strom zu schwimmen. Wenn Medien den Auftrag ernst nehmen, die Menschen in Wahrheit und Freiheit zu informieren, dann ist diese Mühe kein Luxus, sondern Kern unserer Aufgabe." Die Kirche werde diesen Weg weiter unterstützen.