Als einen Ort des Gebetes, der Ruhe und Einkehr inmitten eines oft hektischen Alltags hat Rainer Maria Kardinal Woelki die Loretokapelle mit dem Gnadenbild der Schwarzen Muttergottes in St. Maria in der Kupfergasse bezeichnet und ihr mit einem "Ad multos annos" zum 350. Geburtstag gratuliert.
Seit 350 Jahren fänden hier Menschen Zuflucht unter ihrem Schutzmantel. "Es sind Menschen, die sich in ihrer Not, ihrer Krankheit, ihrer Einsamkeit, mit ihrer Schuld und ihren Lebenskrisen, mit ihrer Sorge um ihre Familie der Fürsprache der Gottesmutter anvertrauen", sagte der Kölner Erzbischof wörtlich. Gleichzeitig kämen sie aber auch mit ihrem Dank für die Erhörung ihrer Gebete.
Auch Woelki blickte dankbar zurück. In St. Maria in der Kupfergasse sei der katholische Glaube von glaubensstarken Priestern stets unverkürzt verkündet und gelehrt worden, erklärte er. "Hier war eine lebendige Ministrantenpastoral, aus der Berufungen erwachsen konnten. Hierher kamen Menschen, um sich das Sakrament der Ehe zu spenden, um ihre Kinder zur Taufe zu bringen, um die Firmung zu empfangen, die heilige Messe zu feiern, um sich mit Gott zu versöhnen und auch um für die von Gott Heimgerufenen zu beten." Seit dem Tag ihrer Weihe, dem 8. September 1675, sei sie "aus unserer Stadt nicht wegzudenken".
Christus nur in der Gemeinschaft der Kirche zu finden
Seit Maria ihr freies "Ja" zu Gottes Heilsplan gesprochen und Jesus zur Welt gebracht habe, führte er in seiner Predigt aus, zeige sie ihn der Welt als Retter und Heilsbringer und bitte diese darum, ihn doch aufzunehmen mit der Begründung: Er allein stillt all eure Sehnsucht nach Glück und Seligkeit. In ihrem Sohn Jesus Christus schenke sie das Leben und werde daher in der Kirche auch als Mutter verehrt. Und so sei Christus, das Leben, auch nur in der Gemeinschaft der Kirche, die selbst als "Mutter Kirche" bezeichnet würde, zu finden.
Woelki betonte: "Christus hat die Kirche geschaffen, um durch ihren Dienst zu uns zu kommen und um uns durch sie das Leben zu schenken. Er hat sich mit ihr verbunden, ja, mit ihr vermählt, um durch sie bei uns zu sein." Die Kirche sei der Ort der Gegenwart Christi in der Welt. "Darin liegt ihr Sinn. Ohne Christus ist die Kirche ohne jede Bedeutung." Daher stünden die Feier der Eucharistie mit seiner Gegenwart in der Gestalt des Brotes und die Anbetung der heiligen Eucharistie in der Kupfergasse auch unangefochten an erster Stelle. Alles pastorale Tun, alle zwischenmenschliche Begegnung habe hier seine Mitte.
Maria als "eucharistische Frau"
Die enge Beziehung zwischen Kirche und Eucharistie habe schon Papst Paul der II. in seiner Enzyklika "Ecclesia de Eucharistia" hervorgehoben, zitierte Woelki den 2005 verstorbenen Pontifex, und darin die Gottesmutter als "eucharistische Frau" bezeichnet, die mit der Hingabe einer Jungfrau ihr "Fiat" gesprochen habe: Mir geschehe, wie du gesagt hast. In diesem Wort werde ihre einzigartige Haltung der Jungfräulichkeit sichtbar, alles aus dem göttlichen Willen im Vertrauen anzunehmen, unterstrich der Kardinal. "So wird sie zum Vorbild für all diejenigen, deren einzige Größe in der Bereitschaft liegt, sich von Gott her beschenken und erfüllen zu lassen. Maria hat dies vom Augenblick ihrer Geburt an bis zu ihrer Aufnahme in den Himmel mit Leib und Seele gelebt."
Ihre Haltung werde damit zum Urbild einer "eucharistischen Frau". Maria lehre, die Eucharistie in der Haltung der Jungfräulichkeit anzunehmen und zu feiern, in einer Bereitschaft, die ganz nach dem Willen Gottes frage. So solle auch der Priester stets von neuem in dieser Grundhaltung der "eucharistischen Frau" an den Altar treten, um sakramental bevollmächtigt die Stellung Jesu Christi als Haupt der Kirche sichtbar zu machen.
Maria habe geglaubt, was der Herr ihr sagen ließ, erläuterte Woelki weiter, und habe das in ihrem Herzen bewahrt. Jemandem zu glauben und auf jemanden zu vertrauen aber spiele sich im intimsten Inneren eines Menschen ab. "Solch ein glaubendes Abwägen prahlt nicht. Es bläht sich nicht auf, es stellt sich nicht in das gleißende Licht inszenierter Liturgie. Es weiß vielmehr um die Herkunft des innerlichen Gebetes und des Glaubens. Es ist bereit, Gebet und Glauben in Demut zu begegnen – mit dem Mut, ihnen zu Diensten zu sein", erklärte er wörtlich. Eine solche Haltung als "eucharistische Frau" lebe Maria vor, verwirkliche sich in einem offenen Herzen, das zum Hören und Beantworten der Botschaft Gottes bereit sei, und finde ihre Vollendung in der Anbetung.
Gottesmutter ist Tabernakel und Monstranz vergleichbar
So sei die Gottesmutter durchaus mit einem Tabernakel zu vergleichen, der Christus beherberge und seine Gegenwart auf Erden unaufdringlich, still und doch zugleich kraftvoll und eindringlich verkünde. Außerdem mit einer Monstranz, die Christus in sich trage und ihn mit der Schönheit einer Braut hinausstrahle in die Welt und in die Herzen der Menschen. Er selbst, so Woelki, seit zutiefst davon überzeugt, dass dieses eucharistische Geheimnis seit 350 Jahren die Anziehungs- und Strahlkraft der Kupfergasse ausmache. "Mit ihrer marianischen, eucharistischen Frömmigkeit bezeugt sie die Mitte unseres christlichen Glaubens: Christus, unseren Herrn und Gott, unseren Retter und Erlöser, unser Heil und Leben."
Mit ihrer Glaubens- und Gebetspraxis lade dieser Ort seit 350 Jahren dazu ein – wie Maria – mehr und mehr eucharistische Menschen zu sein, um als lebendige Monstranzen Christus zu den Menschen zu tragen. "Diese Berufung und Sendung macht Maria in der Kupfergasse so alternativlos und attraktiv." Abschließend rief der Kölner Erzbischof den vielen Gläubigen in der bis auf den letzten Platz besetzen Wallfahrtskirche zu: "Bewahren Sie deshalb diesen eucharistischen und marianischen Schatz! Wir alle leben daraus, weil es hier um die Erfüllung unseres Lebens geht."