Gläubige haben in deutschen Vorabendkrimis einen schweren Stand. Das sagte der Theologe und Musikwissenschaftler Beat Föllmi am Donnerstag der Wochenzeitung "Die Zeit". Er kommt zu dem Schluss: Religiöse Menschen sind im Krimi fast immer Außenseiter. Oft würden sie lächerlich gemacht, fanatisch inszeniert oder gleich als Täter entlarvt.
Klöster stünden dabei besonders häufig im Verdacht. In Anlehnung an den Film "Der Name der Rose" würden sie als abgeschottete Orte voller dunkler Geheimnisse inszeniert. Drehbuchautoren bevölkern sie mit windigen Äbten, Drogenhändlern oder fanatischen Mönchen, die Bibelzitate zur Rechtfertigung von Gewalt benutzen, sagte Föllmi.
In Frauenklöstern überwiege das Unverständnis darüber, warum sich junge Frauen für ein solches Leben entscheiden. Das sei ein klar männlich geprägter Blick, so der Forscher, der rund 900 Folgen von Sendungen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen analysiert. Darunter sind die Sendungen Alles Klara, Mord mit Aussicht, Hubert und/ohne Staller, Morden im Norden.
Frauenmangel in der TV-Kirche
Christliche Geistliche würden hingegen positiver dargestellt: Ihr Glaube werde nicht problematisiert, dafür wirkten die Figuren oft klischeehaft. Weibliche Pastorinnen kämen hingegen überhaupt nicht vor, so Föllmi. Auffällig sei, dass Religiosität in der Eifel als rückständig markiert werde, während im Norden die Tradition des ehrwürdigen Pfarrhauses bedient werde.
Andere Religionen spielten im Krimi kaum eine Rolle. Der Islam erscheine fast ausschließlich im Zusammenhang mit Problemen oder in Form von Extremismus, das Judentum bleibe gänzlich ausgespart.
Buddhismus wiederum tauche nur auf, wenn westliche Figuren - meist Frauen in der Sinnkrise - zur Meditation greifen. Von religiöser Vielfalt könne keine Rede sein, bilanzierte Föllmi.