Papst Leo XIV. eröffnet Augustiner-Versammlung in Rom

"Hören, Demut und Einheit"

Bis zum 18. September beraten die Ordensoberen der Augustiner in Rom. Unter anderem steht die Wahl eines neuen Generalpriors an. Am Montagabend hat Papst Leo XIV. das Generalkapitel seines eigenen Ordens eröffnet. Mit viel Applaus.

Autor/in:
Marcus Poschlod
Papst Leo XIV. eröffnet das Generalkapitel des Augustinerordens am 1. September 2025 in der Basilika Sant'Agostino in Rom. / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Leo XIV. eröffnet das Generalkapitel des Augustinerordens am 1. September 2025 in der Basilika Sant'Agostino in Rom. / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

DOMRADIO.DE: Wie ist die Eröffnung des Generalkapitels verlaufen? 

Mario Galgano (Redakteur bei Vatican News): Es war ein sehr bewegender Auftakt. In der Basilika di Sant'Agostino, mitten in der römischen Innenstadt, nahe der Piazza Navona, feierte Papst Leo eine Messe zur Eröffnung des 188. Generalkapitels der Augustiner. Diese Kirche ist nicht nur kunsthistorisch ein Kleinod mit einem Marienbild von Caravaggio und einem Fresko von Raffael, sondern auch ein geistlicher Ort, denn hier liegt die heilige Monika. Sie ist ja die Mutter des Kirchenvaters Augustinus. 

Mario Galgano

"Als Leo XIV. die Kirche betrat, brandete Applaus auf."

DOMRADIO.DE: Der Papst ist selbst Augustiner, das macht die Szene auch so besonders. Wie wurde er denn empfangen? 

Galgano: Sehr herzlich. Mehrere hundert Ordensleute füllten die Basilika bis zum letzten Platz und als Leo XIV. die Kirche betrat, brandete Applaus auf. Es waren übrigens nicht nur Augustiner anwesend, sondern auch Mitglieder der weiteren augustinischen Ordensfamilie. Vor der Messe hat der Papst einen Moment still in der Kapelle der heiligen Monika gebetet. Das war ein sehr persönlicher und symbolträchtiger Akt. 

DOMRADIO.DE: Welche konkreten Entscheidungen stehen denn jetzt im Zentrum? 

Galgano: Die Kapitulare wählen nicht nur den 98. Generalprior, sondern auch seinen Rat. Außerdem werden ein Generalsekretär und ein Generalökonom bestimmt. Die Mandatszeit beträgt jeweils sechs Jahre und eine Wiederwahl ist möglich. Doch die Ordensregeln sorgen für eine gewisse Erneuerung, muss man sagen. Also, es geht um eine klare Führungsstruktur für die kommenden Jahre. 

DOMRADIO.DE: Wo genau finden die Beratungen statt? 

Galgano: Die Arbeiten laufen im Augustinianum in Rom, also gleich in der Nähe des Vatikans. Bis zum 18. September beraten dort die 83 Kapitulare über die Zukunft des Ordens. Das ist ein ganz entscheidender Moment, denn es geht darum, wie der Orden mit seiner langen Tradition in einer globalisierten und kulturell vielfältigen Welt neue Wege finden kann. 

Papst Leo XIV.

"Alles, was verbindet, kommt von Gott. Aber was spaltet, kann nicht von Gott sein."

DOMRADIO.DE: Was hat denn Leo XIV. in seiner Predigt den Ordensleuten mitgegeben? 

Galgano: Er hat drei starke Akzente gesetzt: Hören, Demut und Einheit. Wörtlich sagte der Papst, das Kapitel sei ein Moment der Gnade für den Augustinerorden und für die ganze Kirche. Also, der Heilige Geist sei der Hauptakteur und man müsse auf ihn hören, auf Gott und auf die anderen, so der Papst wörtlich. 

Dann rief der Papst zu Demut auf, in klassisch augustinischem Geist. Also, keiner darf denken, dass er von sich aus alle Antworten kennt. Und schließlich betonte der Papst die Einheit als unverzichtbares Ziel. Alles, was verbindet, kommt von Gott, so Leo XIV. Aber was spaltet, kann nicht von Gott sein. 

DOMRADIO.DE: Der Papst ist also nicht nur bei der Eröffnung präsent gewesen, sondern hat auch außerhalb des Kapitels Akzente gesetzt? 

Mario Galgano mit Schweizergardist (privat)
Mario Galgano mit Schweizergardist / ( privat )

Galgano: Ja, absolut. Vor kurzem hat Leo XIV. in einer Videobotschaft die Augustiner in den USA zur Friedensarbeit und zur Nächstenliebe aufgerufen. Das war anlässlich der Verleihung der Medaille des heiligen Augustinus in Philadelphia. Diese Auszeichnung war ursprünglich für Kardinal Prevost vorgesehen. Doch nach seiner Papstwahl im Mai haben die Mitbrüder sie ihm als Leo XIV. verliehen. 

Das Video wurde übrigens am Gedenktag des heiligen Augustinus vor rund 700 Gästen gezeigt. Also auch ein starkes Zeichen seiner Verbundenheit mit dem Orden weltweit. 

DOMRADIO.DE: Das heißt, er bleibt als Papst auch weiterhin sehr eng mit seiner Ordensfamilie verbunden?

Galgano: Genau. Das macht seine Worte im Generalkapitel umso gewichtiger. Der Papst spricht nicht nur als Papst, sondern eben auch als Mitbruder, der den Orden selbst viele Jahre lang geleitet hat. Diese doppelte Perspektive verleiht seinen Botschaften eine besondere Tiefe. Für die Augustiner ist es sicher eine historische Erfahrung, einen Papst aus den eigenen Reihen an ihrer Seite zu wissen. 

Das Interview führte Marcus Poschlod.

Quelle:
DR

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