Deutsche Bistümer zeigen sich bisher zufrieden mit Heiligem Jahr

Der "Leo-Effekt" sorgt für Jubel

Das Heilige Jahr 2025 hat holprig und in großer Trauer begonnen. Inzwischen jubelt man aber wieder, auch dank Papst Leo XIV. Der Vatikan spricht von mehr als 25.000 Pilgern, die bisher aus Deutschland nach Rom gekommen sind.

Autor/in:
Sabine Kleyboldt
Postkarte mit Papst Leo XIV. in Castel Gandolfo / © Alessia Giuliani/CPP (KNA)
Postkarte mit Papst Leo XIV. in Castel Gandolfo / © Alessia Giuliani/CPP ( KNA )

Das Heilige Jahr 2025 war von Anfang an durch Alter und Krankheit von Papst Franziskus geprägt. Schon als der 88-Jährige am 24. Dezember 2024 die Heilige Pforte in den Petersdom im Rollstuhl passieren musste, waren viele besorgt. Sein Klinikaufenthalt ab Mitte Februar brachte das Programm für Wochen durcheinander.

Papst Franziskus öffnet die Heilige Pforte des Petersdoms im Vatikan zum Auftakt des "Heiligen Jahres" 2025 / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus öffnet die Heilige Pforte des Petersdoms im Vatikan zum Auftakt des "Heiligen Jahres" 2025 / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Mit seinem Tod am 21. April trat schließlich der befürchtete GAU ein, tiefe Trauer überschattete das Jubeljahr. Zugleich zeigte der Vatikan sein Organisationsgeschick: Innerhalb weniger Tage wurde die Beisetzung des populären Pontifex mit zahllosen Staats- und Trauergästen auf die Beine gestellt.

15 Millionen Pilger in erster Halbzeit des Heiligen Jahres

Dennoch die bange Frage: Würde das Festjahr wieder Fahrt aufnehmen? Und die vom päpstlichen Heilig-Jahr-Beauftragten Rino Fisichella prophezeiten mindestens 30 Millionen Pilger anlocken? Doch im Juni, noch vor der Halbzeit des laufenden Festjahres, sprach der Erzbischof von über 15 Millionen Pilgern.

Zu all dem dürfte in nicht unerheblichem Maß der neue Papst beigetragen haben. Leo XIV., US-Amerikaner mit peruanischem Pass und Wurzeln auf mindestens drei Kontinenten, profiliert sich seit seiner Wahl am 8. Mai als "Giubi-Leo". Die Nagelprobe hatte er Anfang August bestanden: Zum Weltjugendtreffen kamen mehr als eine Million junge Menschen.

Papst Leo XIV. / © Vatican Media (dpa)
Papst Leo XIV. / © Vatican Media ( dpa )

Von einem regelrechten "Leo-Effekt" spricht Irmgard Jehle, Geschäftsführerin des Bayerischen Pilgerbüros, das für viele Bistümer und Gruppen Romreisen organisiert: "Franziskus war in Deutschland nie so ein Magnet wie Benedikt XVI. oder Johannes Paul II." Daher seien die Buchungen eher schleppend angelaufen. Mit Weltbürger Leo habe sich das geändert: Deutlich mehr Anmeldungen, am liebsten inklusive Papst-Audienz.

Der Vatikan teilt auf Anfrage mit, bisher seien mehr als 25.000 Pilger aus Deutschland nach Rom gekommen. Allerdings hätten sich viele gar nicht offiziell registriert, so dass man von einer weit höheren Zahl ausgehe.

Deutsche Bistümer zufrieden mit dem Heiligen Jahr

Eine Stichprobe bei deutschen Diözesen zeigt durchaus Zufriedenheit mit Blick aufs Heilige Jahr. "Die Bistumswallfahrt ist restlos ausgebucht mit 2.248 Anmeldungen", heißt es aus der Diözese Münster. Ähnliches berichtet das Erzbistum Bamberg über seine Diözesan-Romwallfahrt mit Erzbischof Herwig Gössl sowie weitere Wallfahrten von Radpilgern, Ordensleuten oder Pfarreien. Interesse ruft auch die eigens eingerichtete Website hervor.

Für das Erzbistum Köln stehen im Oktober zwei große Romreisen mit hohen Anmeldezahlen bevor: Die Ministrantenwallfahrt (12.-18.10.) mit rund 2.000 Kindern und Jugendlichen sowie die Internationale Wallfahrt des Erzbistums (19.-25.10.) mit knapp 1.000 Teilnehmenden, darunter auch Kardinal Rainer Maria Woelki. Im Bistum Mainz gibt es neben verschiedensten Wallfahrten innerhalb der Diözese unter dem Heilig-Jahr-Motto "Pilger der Hoffnung" auch ungewöhnliche Aktionen.

Ministranten aus dem Erzbistum Köln vor Sankt Paul vor den Mauern in Rom  / © Luis Rüsing
Ministranten aus dem Erzbistum Köln vor Sankt Paul vor den Mauern in Rom / © Luis Rüsing

So sind die "Jesus Biker" unterwegs zu Papst Leo, um ihm ein für ihn "getuntes" Motorrad zu schenken, das für einen guten Zweck versteigert werden soll. Die Erzdiözese Berlin stellt entsprechend dem Heilig-Jahr-Motto regelmäßig sogenannte Hoffnungsorte vor. Ebenso gibt es besonders gestaltete Pilgerstempel, nach Art des Pilgerns auf dem Jakobsweg.

Dennoch das eher ernüchternde Fazit: "Nach unserer Wahrnehmung ist das Interesse - abgesehen von den Pilger- und Stempelangeboten, die vielfältig sind - eher gering, jedenfalls was die öffentliche Sichtbarkeit in Kirchen betrifft."

Paul VI. erwog Abschaffung der Heiligen Jahre

Also weg mit den Heiligen Jahren? Das hatte sogar Papst Paul VI. (1963-1978) vor dem Jubeljahr 1975 erwogen, weil ihm die Tradition des Ablasses nicht mehr zeitgemäß erschien. Hier hat Michael Max, Rektor der deutschsprachigen Gemeinde Santa Maria dell'Anima nahe der Piazza Navona, eine besondere Beobachtung gemacht: "Zu uns kommen im Moment viele Leute zum Beichten. Die sagen, das gehört doch zum Ablass dazu, genau wie der Gang durch die Heilige Pforte", berichtet Max. "Das wird ja mitunter belächelt, aber offenbar nehmen Menschen das Heilige Jahr zum Anlass, wieder mal Gewissenserforschung zu treiben."

Logo des Heiligen Jahres 2025 / © Massimiliano Migliorato/CPP (KNA)
Logo des Heiligen Jahres 2025 / © Massimiliano Migliorato/CPP ( KNA )

Der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, nimmt insgesamt eine "erfreuliche Popularität" des Festjahres wahr, auch dank Leo XIV., den natürlich viele sehen wollten. Bis zur Schließung der Heiligen Pforte am 6. Januar 2026 stehen noch einige der großen Sonderveranstaltungen bevor, etwa das "Giubileo" der Synodenteams im Oktober, das seitens der Deutschen Bischofskonferenz vom Mainzer Bischof Peter Kohlgraf angeführt werde. Kopps Fazit: "Wenn es solche gesetzten Zeiten wie die Heiligen Jahre nicht gäbe, müsste man sie erfinden."

Heiliges Jahr

Das Heilige Jahr ist ein Jubiläumsjahr in der katholischen Kirche. Es wird regulär alle 25 Jahre begangen. Das Heilige Jahr 2025 steht unter dem Motto "Pilger der Hoffnung". Einen Ablass von Sündenstrafen können Pilger dabei nicht nur bei Wallfahrten an eine der heiligen Stätten des Jubiläums oder eine der vier großen päpstlichen Basiliken in Rom erhalten, sondern auch beim Besuch der Verkündigungskirche in Nazareth, der Geburtskirche in Bethlehem oder der Grabeskirche in Jerusalem.

Pilger gehen durch die Heilige Pforte (2015) / © Cristian Gennari (KNA)
Pilger gehen durch die Heilige Pforte (2015) / © Cristian Gennari ( KNA )
Quelle:
KNA