Konsultoren beraten die Päpste seit Jahrhunderten

Auch mal unterschiedlicher Meinung

Papst Leo XIV. hat zwölf neue Konsultoren ernannt, die künftig die päpstlichen Behörden beraten sollen. Vatikanexperte Ulrich Nersinger erklärt, wie viel Einfluss sie haben und welches Thema die Meinungen im Vatikan gespalten hat.

Autor/in:
Tim Helssen
Blick auf die Kuppel des Petersdoms und die Vatikanischen Gärten / © lara-sh (shutterstock)
Blick auf die Kuppel des Petersdoms und die Vatikanischen Gärten / © lara-sh ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Unter den neu ernannten Konsultoren sind zum Beispiel die amerikanische Trappistin Martha Driscoll und der deutsche Benediktiner und Kirchenrechtler Noach Heckel. Wer sind die beiden Neuen im Vatikan? 

Vatikanexperte und Buchautor Ulrich Nersinger. (EWTN)
Vatikanexperte und Buchautor Ulrich Nersinger. / ( EWTN )

Ulrich Nersinger (Vatikanexperte und Autor): Das sind zwei außergewöhnliche Personen. Wir haben zum einen eine Ordensfrau: Martha Driscoll, eine US-Trappistin. Sie hat bereits ein Kloster in Indonesien mitbegründet und viele Exerzitien und spirituelle Vorträge für Priester gehalten. Heute ist sie die Oberin des Trappistinnenklosters Tre Fontane, also der Stätte, wo der Heilige Paulus in Rom seinen Märtyrer-Tod gefunden hat. 

Und dann haben wir Noach Heckel, ein Benediktiner der deutschen Abtei Münsterschwarzach. Er ist ein Kirchenrechtler, der auch heute noch in Trier Kirchenrecht doziert und interessanterweise vor seinem Ordenseintritt Staatsanwalt war. 

DOMRADIO.DE: Diese beiden Konsultoren sind nicht in den verschiedenen Behörden angestellt, sondern behalten quasi einen Blick "von außen" bei. Könnte man sie als eine Art Unternehmensberatung bezeichnen? Oder was genau ist ihre Aufgabe?

Nersinger: Unternehmensberatung ist hier ein interessanter Begriff, obwohl ein Unternehmensberater wahrscheinlich mehr Einfluss haben kann, als ein Konsultor im Vatikan. Diese beiden sind dem Dikasterium für den Klerus zugeteilt worden und sollen in gewichtigen Fragen beraten und ihre Meinung darlegen. Das können sie einzeln tun, aber auch als Gremium. Konsultoren gibt es bei gut jeder Einrichtung der Kurie und sie können alleine handeln, oder auch kollektiv.

Ulrich Nersinger

"Der Einfluss der Konsultoren ist von der Entscheidung des Papstes abhängig, inwiefern er die Ratschläge berücksichtigt"

DOMRADIO.DE: Welchen Einfluss haben die Konsultoren überhaupt? 

Nersinger: Das hängt sehr von dem Dikasterium ab, also von der Behörde, der sie zugeteilt sind. Das hängt aber natürlich auch vom Papst ab, der ihre Vorschläge und Ratschläge erhält und entscheidet, wie er damit umgeht. 

In dem Pontifikat von Paul VI. ging es beispielsweise um das wichtige Thema "Humanae Vitae". Damals hatte der Papst sogar eine eigene Beratungskommissionen eingesetzt, aber auch Konsultoren gefragt. Diese Konsultoren hatten sich für eine großzügige Erlaubnis der Verhütungsmittel eingesetzt. Der Papst hat sich aber, entgegen einer großen Mehrheit von Theologen und Konsultoren, in der Enzyklika Humanae Vitae gegen Verhütungsmittel, konkret gegen die Pille, gewandt. 

In der Geschichte haben wir gesehen, dass das Amt des Konsultors oder der Konsultorin sich verändert hat und immer wieder neu definiert wurde. Man kann nicht einmal sagen, wann dieses Amt überhaupt entstanden ist, aber ich denke, es ist sehr alt. 1988 hat Papst Johannes Paul II. die Apostolische Konstitution "Pastor Bonus" erlassen, in der genau geregelt wurde, was die Aufgaben und insbesondere die Qualifikation dieser Konsultoren sein soll. Und danach definiert sich das Amt noch heute. 

Das Interview führt Tim Helssen.

Quelle:
DR

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