Wochenimpuls

September: Welt-Alzheimermonat

Geh weg. Ich kenne Dich nicht. Ich mag Dich nicht! - Zufällig habe ich bei einem privaten Besuch in einem Kölner Pflegeheim gehört, wie eine Bewohnerin das zu einem Besucher sagte. Der Mann, er war vielleicht 50 Jahre alt, hat angefangen, zu weinen. Es war der Sohn der an Alzheimer erkrankten Bewohnerin, der von seiner eigenen Mutter hören musste: „Ich kenne Dich nicht. Ich mag Dich nicht“. Ich kann mir gar nicht so richtig vorstellen, was das mit diesem Mann gemacht hat. 

Seine Eltern zu verlieren, ist immer traurig und schmerzhaft. Oft bleiben Dinge ungesagt, bleiben Wünsche unerfüllt. Die Endgültigkeit des Abschieds, wenn ein geliebter Mensch stirbt, kann fast unerträglich sein. Für die Angehörigen von Alzheimer-Patienten kommt noch etwas hinzu. Sie wissen um die Unheilbarkeit und Unumkehrbarkeit von Alzheimer. Und sie müssen erleben, wie ihre Eltern oder Großeltern nach und nach ganz in ihrer Krankheit und in ihrem Vergessen versinken. 
Der einst so vertraute Mensch ist nicht mehr der, der er einmal war. Gespräche sind nicht mehr möglich. Und manchmal wird das Vergessen so schlimm, dass der Sohn von seiner Mutter hören muss: „Geh weg. Ich kenne Dich nicht“.

Im ganzen Monat September soll rund um den Welt-Alzheimer-Tag am 21. das Bewusstsein für diese furchtbare Krankheit gestärkt werden. Aufklärung, Vorsorge und frühzeitige Erkennung und Behandlung dementieller Erkrankungen können den Verlauf wirksam verlangsamen. Bitte helfen Sie mit, das Bewusstsein über Alzheimer und die Möglichkeiten für Betroffene und Angehörige zu stärken. Sie tragen so dazu bei, Betroffenen und ihren Angehörigen wertvolle Zeit miteinander zu schenken.

Ihr Rainer Woelki
Erzbischof von Köln

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