EKD setzt sich für Einreise afghanischer Ortskräfte ein

"Es zählt jeder Tag"

Die evangelische Kirche fordert eine umgehende Einreise aller gefährdeten Afghanen mit Aufnahmezusage für Deutschland. Die Ortskräfte sitzen derzeit in Pakistan fest. Die Regierung sichert "sukzessive" Aufnahme zu.

Flüchtlingscamp für Geflüchtete aus Afghanistan in Italien / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Flüchtlingscamp für Geflüchtete aus Afghanistan in Italien / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

"Angesichts der laufenden Abschiebungen von Pakistan nach Afghanistan zählt buchstäblich jeder Tag, diese Menschen so schnell wie möglich zu evakuieren und vor den Taliban zu retten", erklärte der stellvertretende EKD-Ratsvorsitzende und sächsische Landesbischof, Tobias Bilz, am Mittwoch. 

Tobias Bilz, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsen / © Matthias Rietschel (epd)
Tobias Bilz, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsen / © Matthias Rietschel ( epd )

"Es ist eine gute Nachricht, dass nach gerichtlichem Druck erste afghanische Ortskräfte mit ihren Familien nach Deutschland kommen werden", so Bilz. "Als evangelische Kirche halten wir es für essenziell, dass die Bundesregierung auch alle übrigen rund 2.300 Ortskräfte mit Aufnahmezusage in Sicherheit bringt." 

Diese Menschen hätten jahrelang für die Bundeswehr und deutsche Organisationen gearbeitet und dabei ihr Leben riskiert. Deutschland habe ihnen Schutz zugesagt.

Erste Afghanen sollen in den nächsten Tagen kommen

Die Bundesregierung hatte Anfang der Woche ihren monatelangen Aufnahmestopp für gefährdete Afghanen beendet, denen eine Einreise zugesagt worden war - nicht zuletzt durch juristischen Druck. 

Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums bekräftigte am Mittwoch in Berlin, sobald eine rechtsverbindliche Aufnahmezusage vorläge und die Sicherheitsüberprüfung durchlaufen sei, sollten die betroffenen Afghanen sukzessive nach Deutschland ausreisen können. 

Die "Welt" hatte am Dienstag berichtet, dass bereits in den nächsten Tagen erste afghanische Familien per Linienflug einreisen sollen. Dies ist bislang offiziell von Regierungsseite nicht bestätigt worden. Task Force in Pakistan Unterdessen erklärte eine Sprecher des Auswärtigen Amtes, ein Dienstleister der Bundesregierung stehe sowohl in Pakistan als auch in Afghanistan in Kontakt mit den betroffenen Afghanen. 

Zugesicherte Aufnahme nach der Machtübernahme der islamistischen Taliban

Eine nach Pakistan entsandte Task Force solle dafür sorgen, dass nicht weitere Afghanen von Pakistan nach Afghanistan abgeschoben werden. Nach der Machtübernahme der islamistischen Taliban in Afghanistan vor vier Jahren hatte die Bundesregierung besonders gefährdeten Menschen - sogenannten Ortskräften, Menschenrechtlern und Journalisten - eine Aufnahme in Deutschland zugesichert. 

Derzeit befinden sich demnach noch rund 2.000 Afghanen in Pakistan, die auf eine solche Aufnahme warten. Laut Angaben des Auswärtigen Amtes waren in den vergangenen Tagen mehr als 450 afghanische Staatsangehörige mit deutscher Aufnahmezusage verhaftet worden. 

245 von ihnen wurden nach Vermittlung der Bundesregierung wieder aus Abschiebelagern entlassen. Den Angaben zufolge schob Pakistan bereits 210 Afghanen mit Aufnahmezusage in ihr Heimatland ab.

Afghanistan

Afghanistan ist ein Binnenstaat in Asien. Etwa drei Viertel der Landesfläche von 652.000 Quadratkilometern bestehen aus schwer zugänglichen Gebirgsregionen. Nachbarstaaten sind China, Iran, und Pakistan sowie die früheren Sowjetrepubliken Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan. Seit den 1970er-Jahren hat der Staat am Hindukusch keine längere Friedensperiode mehr erlebt.

Afghanistan, Bamiyan / © Pvince73 (shutterstock)
Quelle:
KNA