Kirchenrätin kritisiert KI-Predigten als theologisch bedenklich

"Der Reflexion schuldig bleiben"

Anstatt sich viele Stunden auf die Sonntagspredigt vorzubereiten, lässt sich mithilfe Künstlicher Intelligenz zu jedem Bibeltext eine fertige Predigt erstellen. Die evangelische Kirchenrätin Evelina Volkmann sieht das jedoch kritisch.

Symbolbild Künstliche Intelligenz / © Day Of Victory Studio (shutterstock)
Symbolbild Künstliche Intelligenz / © Day Of Victory Studio ( shutterstock )

Die von einer KI erstellten Texte seien oft oberflächlich, theologisch bedenklich und unpersönlich, sagt die württembergische evangelische Kirchenrätin Evelina Volkmann. 

KI könne die Predigtvorbereitung zwar unterstützen, doch nur, wenn der Mensch die Kontrolle behalte. Ein entscheidendes Manko sei der fehlende persönliche Bezug, so die Expertin. Eine KI kenne die Gemeinde vor Ort nicht. Die Ergebnisse blieben daher stets allgemein. Volkmann stellt eine grundlegende Frage an Predigende: 

"Wie kann ich glaubwürdig einer Gemeinde gegenübertreten, wenn ich ihr meine eigene theologische Reflexion schuldig bleibe?" Der persönliche, geistliche Prozess der Predigtvorbereitung lasse sich nicht ersetzen.

 Zahlreiche sachliche Fehler

Laut Volkmann zeichnen sich KI-Predigten dadurch aus, dass sie "viele Fundstücke zum Bibeltext mehr oder weniger beliebig und ohne inneren Bezug aneinanderreihen". Gedanken würden nicht zu Ende geführt. Zudem fänden sich zahlreiche sachliche Fehler. 

So habe die KI in einem Test ein zentrales Prinzip der Reformation verwechselt. Volkmann berichtet auch von theologisch bedenklichen Inhalten und sogar von Antijudaismen, die widersprüchlich neben wertschätzenden Aussagen über das Judentum standen. Dies zeige, dass die Technologie keine logischen Zusammenhänge herstellen könne. 

Trotz der Risiken sieht Volkmann Anwendungsmöglichkeiten. Erfahrene Pfarrerinnen und Pfarrer könnten die KI nutzen, um aus einer fertigen Gliederung einen Text auszuformulieren oder die eigene Predigt sprachlich zu überarbeiten, damit sie besser für die Zielgruppe passt. 

Ihr Fazit: "Wer das Predigen beherrscht, kann KI als Hilfsmittel verwenden." Im Pfarramt wird die Technologie laut Volkmann bereits für andere Aufgaben eingesetzt, etwa um Gebete zu erstellen - oft mit zufriedenstellenden Ergebnissen.

Was ist Künstliche Intelligenz?

Der Begriff Künstliche Intelligenz (KI) wurde vor mehr als 60 Jahren geprägt durch den US-Informatiker John McCarthy. Er stellte einen Antrag für ein Forschungsprojekt zu Maschinen, die Schach spielten, mathematische Probleme lösten und selbstständig lernten. Im Sommer 1956 stellte er seine Erkenntnisse anderen Wissenschaftlern vor. Der britische Mathematiker Alan Turing hatte sechs Jahre zuvor bereits den "Turing Test" entwickelt, der bestimmen kann, ob das Gegenüber ein Mensch ist oder eine Maschine, die sich als Mensch ausgibt.

Symbolbild Künstliche Intelligenz / © maxuser (shutterstock)
Symbolbild Künstliche Intelligenz / © maxuser ( shutterstock )
Quelle:
epd