Der Weltjugendtag in Köln 2005 bleibt den Menschen in Erinnerung

Der Papst als Bravo-Poster

Ein Sommermärchen noch vor der Fußball-WM 2006 war der Weltjugendtag vor 20 Jahren. Friedliche, feierfreudige und fromme Besucherinnen und Besuchern reisten aus aller Welt an. Die Menschen in Köln erinnern sich gerne an die Tage.

Autor/in:
Nicola Trenz
Ein überdimensionales Plakat von Papst Benedikt XVI. wird am 11. August 2005 im Zuge des XX. Weltjugendtags an der Fassade des Dom Forums in Köln angebracht / © Harald Oppitz (KNA)
Ein überdimensionales Plakat von Papst Benedikt XVI. wird am 11. August 2005 im Zuge des XX. Weltjugendtags an der Fassade des Dom Forums in Köln angebracht / © Harald Oppitz ( KNA )

Der Papst verbildlicht als Megaposter in der "Bravo". Vor zwanzig Jahren gab es das wirklich. Die Jugendzeitschrift wurde ergänzt durch Benedikt XVI. in 55 mal 80 Zentimeter, lächelnd und winkend. 

Damals sagte Chefredakteur Tom Junkersdorf, die "Bravo" berichte über Stars, und für viele Jugendliche in Deutschland sei Papst Benedikt XVI. ein Star. Damals, im Sommer 2005, war dank "Bild" ganz Deutschland seit wenigen Monaten Papst. Damals gehörten noch mehr Menschen den Kirchen an. Damals dominierte nicht das Missbrauch das Bild der katholischen Kirche in der Öffentlichkeit.

Papst Benedikt XVI. grüßt am 18. August 2005 von einem Boot auf dem Rhein die Jugendlichen am Ufer beim XX. Weltjugendtag in Köln / © Wolfgang Radtke (KNA)
Papst Benedikt XVI. grüßt am 18. August 2005 von einem Boot auf dem Rhein die Jugendlichen am Ufer beim XX. Weltjugendtag in Köln / © Wolfgang Radtke ( KNA )

Im Sommer 2005 schallten "Benedetto"-Rufe durch Köln. Zum Weltjugendtag kamen insgesamt mehr als eine Million junger Menschen aus aller Welt, um gemeinsam zu glauben, zu feiern und Deutschland als Gastland kennenzulernen. 

"Die Kirche zeigte sich jung, fröhlich und ausgelassen", erinnert sich der Kölner Edward Balagon, "mittendrin der neue Papst, nahbar und großväterlich". Er begeisterte mit der Reise nicht nur die Jugend, sondern setzte auch mit dem Besuch in der Kölner Synagoge und einem Treffen mit der muslimischen Gemeinde wichtige Zeichen.

Aufbruch und Zukunftsfreude

Die Reise nach Köln war für Benedikt XVI. seine erste Auslandsreise. Das Medienecho war groß. Mit dem Schiff auf dem Rhein kam der Papst in der Domstadt an. "Die Bilder, wie die jungen Menschen am und im Rhein stehen und jubeln - das war sensationell", erinnert sich Schlagzeuger Janus Fröhlich, der damals auf dem Schiff musizierte. 

"Aufbruch, Begeisterung, Zukunftsfreude, das alles war in der Stadt zu spüren", so der Kölner Musiker. 

Köln platzte aus allen Nähten, vor allem der Bahnhof kam an seine Grenzen. Trotzdem erinnert man sich auch bei der Stadt Köln gerne an die Pilgerinnen und Pilger, die mit ihren blauen Rucksäcken tagelang das Stadtbild prägten. 

"Mit dem Weltjugendtag gab es in Köln bereits im Sommer vor der Fußball-WM 2006 ein Sommermärchen, bei dem Köln sich Gästen aus der ganzen Welt als weltoffene und herzliche Gastgeberin präsentierte", so eine Sprecherin der Stadt. Mit dem "Weltjugendtagsweg" nahe des Doms erinnert die Stadt daran.

Folgen für den Tourismus?

Der Geschäftsführer von KölnTourismus Jürgen Amann sieht den Weltjugendtag und den ersten Deutschlandbesuch von Benedikt XVI. als "Ereignisse von außerordentlicher Bedeutung, die Köln in den Mittelpunkt der globalen Aufmerksamkeit gerückt haben".

Die Bilder einer überwältigenden Gemeinschaft und eines lebendigen Glaubens hätten Kölns Ruf als Ort der Begegnung weit über das Ereignis hinaus bestätigt.

Erzbischof Heiner Koch / © Julia Steinbrecht (KNA)
Erzbischof Heiner Koch / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Diesen Eindruck teilt Heiner Koch, heute Erzbischof von Berlin, damals einer der Hauptorganisatoren des Weltjugendtags: "Egal, wohin ich seitdem im Ausland kam, viele erzählten mir, dass sie damals in Köln dabei waren. Sie erzählten vor allem von der Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Menschen und von der tiefen Spiritualität dieser Tage." 

Dem Weltjugendtag voran ging ein Vorprogramm, bei dem die internationalen Gäste deutschlandweit in Gastfamilien Land und Leute kennenlernten. Wie auch bei der Fußball-WM 2006 bestätigten die Deutschen als Gastgeber nicht ihr Bild eines eher steifen Völkchens.

Stattdessen ansteckende Fröhlichkeit, die sich im Rheinland auch dadurch zeigte, dass in Düsseldorf ein Heimatlied des Städterivalen Köln gespielt wird. "'Viva Colonia' ist durch den Weltjugendtag zu weltweiten Ehren gekommen", erzählt der damalige Höhner-Sänger Henning Krautmacher, der mit seiner Band bei einer der Eröffnungsveranstaltungen auftrat. 

Es gebe auch Versionen wie "Viva Polonia", "Viva Südafrika" und "Viva Hollandia". "Das mag auch mit den jungen Menschen zusammenhängen, die in Köln unser Lied gehört haben", so Krautmacher, "alle dachten wohl, dass das die offizielle WJT-Hymne ist".

Schlafen wie Sardinen im Freien

Krautmachers Erinnerung deckt sich mit den Eindrücken vieler: Straßen und Plätze voller junger, fröhlicher Menschen aller Hautschattierungen, mit Flaggen und Farben, friedlich vereint. Bodo Parge, damals Messdiener im Kölner Umland, erinnert sich besonders an die leisen Momente.

Papst Benedikt XVI. beim Weltjugendtag in Köln / © Wolfgang Radtke (KNA)
Papst Benedikt XVI. beim Weltjugendtag in Köln / © Wolfgang Radtke ( KNA )

"Mein Highlight waren die frühmorgendlichen Messen im Kölner Dom zum Start in den Tag", erzählt er, außerdem der Moment der Wandlung auf dem Marienfeld. "Eine Million Menschen, die in Stille verharren."

Mit der Abschlussmesse auf dem Marienfeld am 21. August kam der Weltjugendtag zu seinem Höhepunkt, vorher wurde dort gemeinsam unter freiem Himmel übernachtet und bei Kerzenschein gebetet. 

Der "Spiegel" gab sich nach dem Papstgottesdienst in seiner Onlineausgabe fassungslos: "Was aber bewegt Hunderttausende Jugendliche, wie die Sardinen unter dem Hügel, von dem der Nachfolger des Menschenfischers Petrus spricht, auf freiem Feld auf Iso-Matte und im Schlafsack zu nächtigen?"

Vollere Kirchen durch den Weltjugendtag?

Auf dem sogenannten Papsthügel erinnert das Erzbistum Köln in diesem Jahr am 29. August mit einem Gottesdienst an den Kölner Weltjugendtag. Heiner Koch wird auch dabei sein. Was ist neben den Erinnerungen geblieben? 

Ob ein religiöser Aufbruch anhielt, ist schwer zu prüfen, auch wenn das Nachtgebet in Form von "Nightfever" in manchen Kirchen weiterlebt. Bischof Koch will den Weltjugendtag nicht als Mittel zum Zweck für vollere Kirchen verstanden wissen, sondern als Dienst an der Gemeinschaft und der Weltkirche. 

"Abertausende haben geholfen, in Gemeinden, in Schulen, haben Urlaub dafür genommen, Geld gegeben, Gastfreundschaft geschenkt. Das hat für uns alle auch Freundschaft und Glaube gestärkt. Und wir haben uns anstecken lassen."

Weltjugendtag

Der Weltjugendtag (WJT) wird von der katholischen Kirche ausgerichtet und geht auf eine Initiative des heiligen Johannes Paul II. (1978-2005) zurück. Seit 1985 lädt das katholische Kirchenoberhaupt jährlich junge Christen aller Erdteile zu einem Treffen unter einem bestimmten Motto ein. Der erste offizielle Weltjugendtag fand in Rom statt. 

Ziel des internationalen Großtreffens ist es, jungen Menschen die Gelegenheit zu geben, das "junge und aktuelle Geheimnis der Kirche im gemeinschaftlichen Erlebnis von Pilgerfahrt, Gebet, Meditation und Gottesdienst zu entdecken".

Jugendliche beten den Kreuzweg auf dem Weltjugendtag in Panama / © Jean-Matthieu Gautier (KNA)
Jugendliche beten den Kreuzweg auf dem Weltjugendtag in Panama / © Jean-Matthieu Gautier ( KNA )
Quelle:
KNA