Inmitten der Hektik des Alltags sucht Esther Göbel, Pastoralreferentin aus Berlin, auf dem Wasser Momente der Ruhe und Einkehr. Und sie bietet mit "Surf and Soul" Surfexerzitien an. Dabei verbindet sie Windsurfen mit spiritueller Einkehr nach dem Vorbild des Heiligen Ignatius.
"Wenn der Wind gegen das Segel bläst, spürt man die Kraft der Natur, gegen die man nicht ankommen kann", sagt die Pastoralreferentin aus Berlin. Auf dem Meer lerne man Demut vor den Elementen. Das erinnere sie an einen großen Gott.
Was sind ignatianische Exerzitien?
Diese Erfahrung möchte sie auch an andere weitergeben. Der Heilige Ignatius von Loyola sei immer mit dabei, wenn Göbel auf dem Board steht. "Gott suchen und finden in allen Dingen", das sei die Botschaft von ihm. "Wieso nicht auch beim Surfen?"
So gibt es bei Göbel erstmal einen ganz normalen Surfkurs: Wie baue ich mein Surfbrett auf? Woher kommt der Wind? Wie halte ich das Segel? Was tue ich, wenn ich falle? Und dann kommt der "Soul-Teil". Denn auf dem Brett öffne sich der Geist für solche Erfahrungen.
Die Welt steht still
Ein Schlüsselmoment, an den sich Göbel erinnert: Sie war im Wasser, hatte eine kurze Pause, die Sonne schien und sie schaute in den Himmel. Da kam der Gedanke: "Vielen Dank, lieber Gott, dass ich hier sein darf, dass ich das machen darf, dass mein Leben so ist." So ging alles seinen Weg. Auf dem Brett scheine die Welt stillzustehen. "Wie in einem kontemplativen Gebet." Diese schwerelose Verbindung von Bewegung und Stille nenne man im Sport übrigens "Flow-Erleben".
Was man vom Windsurfen über Gott und die Welt lernen kann? "Gegen den Wind geht erstmal nichts." Man lerne mit Flauten umzugehen. Zeiten, in denen nichts vorangeht, kenne man schließlich auch aus dem Glauben, so Göbel.
Friederike Struckholz ist zum zweiten Mal beim Surfkurs dabei. Was Sie gelernt hat? "Die Dinge einfach mal sein zu lassen, das Segel fallen zu lassen und nicht auf Biegen und Brechen doch noch zu halten." Und dann, beim Runterfallen, tue man sich auch nicht mehr weh. Die Dinge elegant sein lassen, neu beginnen, gar nichts machen, oder weitermachen. Zufrieden sein.
Bonifatius-Werk unterstützt
Weil das Projekt so einzigartig ist und den Glauben auf eine so originelle Art verbreitet, wird Göbel auch vom Bonifatiuswerk unterstützt. Angebote wie "Surf and Soul" sollen helfen, auch Menschen, die eigentlich nichts mit der Kirche zu tun haben, Themen wie Glaube und Spiritualität nahezubringen. Und das gehe nur, wenn man die Frohe Botschaft ins Jetzt und Hier übersetzt, ist die katholische Surferin überzeugt.
Dafür nutzt sie gerne die Stelle in der Bibel, in der Jesus bei Nacht über die stürmische See zu den Jüngern in Seenot geht und über das Wasser läuft. "Vielleicht ist er auch einfach hingesurft", sagt sie. Man wisse es ja nicht.
"Surf and Soul“ ist für alle, die sich am Meer zuhause fühlen, die ihre innere Ruhe finden und ihren Körper spüren wollen. Man muss nicht surfen können, noch nie eine spirituelle Übung gemacht haben – Offenheit genügt.